Pilgertour 03.05.2009

Ob das heute wohl klappen würde, dass wir alle unsagbar fromm werden und uns auf der Pilgerreise würden läutern lassen? Na, mal sehen …

Morgens in Kremmen waren Regina und Frank, Boris, Dieter, Jürgen, Matthias, Ronaldo, Steffen, Tom und ich am Start.







Es ging dann über Orion auf die Straße nach Linum. Auf ihr befanden wir uns auch schon auf der (mutmaßlichen) Pilgerstrecke, die die Leute von Berlin kommend vom 14. bis zum 16. Jahrhundert zurück gelegt haben.

Wir passierten das Storchendorf, wo schon jede Menge Störche aber noch keine Jungtiere zu sehen waren (die werden wohl noch ausgebrütet). Vorbei am Schlachtendenkmal von Fehrbellin und durch ebendiese Stadt führte uns der Pfad weiter Richtung Westen. Hinter Protzen, Manker und Nackel ging es nördlich auf einem Plattenweg. Abseits des Verkehrsgetümmels nutzten wir die Gelegenheit für eine kleine Pause im ruhigen Grün.





Weiter ging es über die typischen brandenburger Alleen.





Ein kurzes Stück mussten wir die B5 ertragen, die uns vorbei an Bückwitz und Wusterhausen/Dosse bis nach Kyritz führte. Hier verließen wir die großen Strassen wieder und folgten unseren Vorvätern auf der K6820 über Klosterhof, Berlitt, Göricke, Klein- und Groß Lepin.











Kurz vor der Plattenburg durchfuhren wir den Wald auf einer Nebenstrecke, die aber fest und eben und gut zu fahren war.



Kurz darauf erreichten wir unser erstes Ziel: die Plattenburg.











Die aus dem Jahr 1319 stammende Burg gilt als älteste Wasserburg Norddeutschlands. Im Mittelalter war sie Sommersitz der Bischöfe des Bistums Havelberg. Und während der Wallfahrtszeit war sie auch Raststation für die Pilger. Und wie uns dieses Schild hier verriet:



wurde in der Kapelle auch der evangelische Pfarrer Joachim Ellefeld für ein paar Jahre gefangen gehalten. Das war wohl seine gerechte Strafe für die Schandtat – aber dazu später mehr.

Wir sattelten wieder die Rösser



und fuhren das kurze Stück nach Bad Wilsnack und seiner „Wunderblutkirche“, unserem heutigen Ziel.



Und diese Kirche war nicht nur unser Ziel. Sie galt einst als das berühmteste Wallfahrtsziel Nordeuropas. Selbst Kaiser und Könige nahmen den beschwerlichen Weg von Berlin, Schwerin, Hannover und Lübeck in Kauf, um einmal hier gewesen zu sein.

Der Grund dafür war folgender: im Jahr 1383 brannte die Kirche fast nieder. In der Asche fand man (angeblich) drei blutbefleckte- aber ansonsten unversehrte Hostien. Diese Begebenheit wurde von der amtlichen Kirche als Wunder gedeutet und der Besuch zur christlichen Pflicht erklärt. Für je eine Meile versprach der Vatikan einen Tag Ablass und für eine Umrundung gab es 42 Tage Schonung vor dem Höllenfeuer. Über 170 Jahre pilgerten hunderttausende Menschen dorthin und die Gegend erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung ohne gleichen.

Im Jahr 1552 war das ganze mit einem Schlag vorbei. Der erste evangelische Pfarrer der Gemeinde, der schon erwähnte Joachim Ellefeld, verbrannte die Hostien. Auch wenn die Gegend wenige Jahre zuvor protestantisch wurde und damit dem Ablasshandel der katholischen Kirche ein Ende bereitet werden sollte, war man über die Vernichtung des Gewinn bringenden Pilgerstroms etwas erbost. Deshalb wurde der Pfarrer für ein paar Jahre auf der Plattenburg inhaftiert. Jedenfalls verlor die Region an Bedeutung und heute erinnert nur noch die „Wunderblutkirche“ an diese Zeit.

Nach soviel Andacht setzten wir unsere Tour fort und fuhren über Landstraßen gen Süden.



Inzwischen war -nach langer Aufholjagd- Yvonne zu uns gestoßen und wir legten noch einen kurzen Tankstopp ein.

Im Ort Quitzöbel drehten wir kurz zum Deich der Havel ab und legten auf ihm einen weiteren kurzen Stopp ein.



In dieser Gegend tobten einst die heftigsten Schlachten des dreißigjährigen Krieges.





Zurück im Ort hieß es dann Essenfassen. Wir kehrten ins „Havel-Eck“ ein.



Hier hinterließen wir einen „krachenden“ Eindruck. Irgendwie waren die in die Jahre gekommenen Plastikstühle nicht mehr so ganz in der Lage unser Gewicht zu tragen und zeigten Schwäche. So riss es nicht nur Jürgen in die Tiefe. Auch ein paar Getränke mussten daran glauben.







Wie gewohnt dauerte es dann noch eine ganze Weile, bis das Essen kam. Umso besser schmeckte es.





Inzwischen waren uns die von Nordwesten angekündigten Regenwolken bedrohlich nahegekommen. Deshalb machten wir uns bald wieder auf den Weg. Es ging auf schönen Nebenstraßen ein Stück entlang der Havel nach Süd-Ost.





Auch ein paar andere Moppeds kreuzten unseren Weg.



Über Dahlen und Töppel erreichten wir Havelberg und fuhren weiter durch Jederitz und über die anschließende -für hiesige Verhältnisse- kurvenreiche Strecke auf der L2.

Wir passierten die Havellandbrücke und erreichten Stölln. Den hier geplanten Kaffeestopp ließen wir ausfallen, weil wir uns noch einen Vorsprung vor den Regenwolken herausfahren wollten.

Also ging es über Kleßen, Görne und Dickte auf schmalen Asphaltspuren



mit einem Stopp zwischendurch



auf die Kinderautobahn.







Hier ein paar bewegte Bilder davon



Weiter über Rhinsmühlen, Kotzen, Damme, Möthlow und einem Schwenk über Beetzseeheide und Grabow konnten wir dem Spargel noch beim Wachsen zusehen,



bevor wir wieder über einen schönen festen und ebenen Plattenweg





die L92 erreichten, die uns über Ketzin und Uetz wieder nach Potsdam führte. Dort ging es durch den Stadtverkehr







wieder über die abendliche Glienicker Brücke



nach Berlin hinein,





wo uns schließlich die gut gefüllte Spinnerbrücke in Empfang nahm.



Die Flucht vor der Regenfront war geglückt. Nach 262 Kilometern konnten wir den Abend im Trockenen bei Bratwürsten, Kaffee und Spezi ausklingen lassen.

Die Tour hat riesen Spaß gemacht und vielleicht haben wir diese Saison ja mehr Glück mit dem Wetter. Das letzte Jahr hat in diesem Punkt ja doch ein bißchen Nachholbedarf übrig gelassen.

Also bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron