Pfingst-Tour Rhön 29.05.-01.06.2009

Ein paar Zweifel wegen des Wetters gab es ja schon. Immerhin stand uns ein langes Wochenende bevor, das wir mit vielen Kurven und langen Abenden füllen wollten. Aber wir wurden nicht enttäuscht! Die kommenden 1.510 km hatten es in sich.

Die Anreise erfolgte in mehreren Gruppen. Einige waren schon früher- und andere wollten später starten. Moni und ich legten um 12.45 Uhr von der Brücke ab. Die ersten Kilometer wurden auf der A9 gefressen. Bis kurz hinter Dessau bügelten wir unsere Pneus eckig.



Halle an der Saale umrundeten wir im Norden und setzten bei Witten per Fähre über die Saale.



Es ging dann quer über Eisleben und Sangerhausen zum Kyffhäuser. An dessen Fuß legten wir eine kurze Pause ein und beobachteten die Biker, die auf den nächsten 36 Kehren ihren Spaß haben würden.



Das galt dann auch für uns. Wir düsten die B85 das kleine Gebirge hinauf und langsam wurden die Reifen auch wieder rund.

Über Oldisleben, Straussfurt, Gebesee und Gierstädt setzten wir zur Schlussetappe an, die uns noch über Gotha und Tabarz durch den Thüringer Wald führte, bevor wir schließlich hinter Bad Salzungen in unserem Zielort Weilar eintrafen. Während Moni zu ihrer Pension abbog, erreichte ich das Kellerhaus, wo der größte Teil der Gruppe untergebracht war.



Nach Stefan, der aus Bayern kommend die kürzeste Anreise hatte, war die Früh-Gruppe, bestehend aus Yvonne, Andreas, Gerd, Raimund und Ronald kurz vor uns eingetroffen. Nachdem auch Jacky und Jens eintrudelten, waren wir für heute komplett. In dem Restaurant der Pension wurde der Abend nach einem sehr guten Abendessen sehr lang, ausgesprochen alkoholschwanger und lustig.











Als wir aus dem Restaurant hinausgeworfen wurden, setzten wir die Party kurzentschlossen auf dem Balkon, der alle unsere Zimmer umlief, fort.



Dann ging es in die Kojen.



Am nächsten Morgen hieß es erst einmal das ganze Anwesen in Augenschein zu nehmen.





Hinter dem Haus verkehrte bis 1996 eine schmalspurige Dampf-Eisenbahn. Allerdings schien der Stahl der Schienen so wertvoll gewesen zu sein, dass man ihn kurzerhand abbaute.



Unsere Moppeds warteten in der Morgensonne,



während wir uns erst langsam an das Tageslicht gewöhnen mussten.







Das reichhaltige Frühstück stärkte uns für den kommenden Tag.



Dann ging es auf unsere erste Tour. Das Zielgebiet war der südlich gelegene Spessart.

Es ging über Dermbach, Geriethweg und an der Ulster entlang bis Batten. Schon nach den ersten Metern wurden wir mit einer tollen Aussicht belohnt.



In dieser Gegend konnte man routentechnisch ohnehin nicht viel falsch machen.

Weiter über Poppenhausen ließen wir die Wasserkuppe heute links liegen und näherten uns über Thalau und Schwarzenfels der Sinn, deren Lauf wir einige Kilometer lang folgten. Zwischendurch gab es eine kurze Pause im dichten Spessart.





Nach einem kurzen Schwenk über Lohrhaupten, Partenstein und Lichtenau erreichten wir den südlichsten Punkt der Tour, einen Parkplatz, der genau zwischen dem höchsten Berg des Spessart- (Geiersberg, 586 m) und dem zweithöchsten (Hohe Warte, 572 m) lag.

Allerdings lag der Rastplatz etwas ungünstig. Man brauchte also viel Phantasie, um hier irgendwo den Geiersberg zu erkennen. ;-)



Nach einer kurzen Pause



ging es weiter durch den ehemaligen „Bannforst", der im Mittelalter ausschließlich der Jagd vorbehalten war und deshalb erst sehr spät (12.-13. Jahrhundert) zur Besiedelung freigegeben wurde. Auch wegen der wenigen Ortschaften war das Reisen durch diese Gegend früher nicht ungefährlich. Die sprichwörtlichen „Räuber im Spessart" waren tatsächlich ein Problem, dem man erst im beginnenden 19. Jahrhundert Herr wurde. In dieser Gegend ist übrigens auch das Märchen von Schneewitchen mit ihren sieben Zwergen angesiedelt.

Zwergen und Bösewichten begegneten wir nicht. Allerdings waren geöffnete Restaurants ebenso Mangelware. Die Mägen knurrten schon heftig und wir wurden erst spät fündig. Umso schöner war es, dass wir einen tollen Bikertreff ausmachten. Mitten im Nirgendwo (an der Straßenkreuzung nordwestlich von Jakobsthal) enterten wir den „Engländer".





Entsprechend viele Moppeds konnten hier in Augenschein genommen werden. Darunter auch einige, deren Herkunft nicht ganz klar wurde. Hier zum Beispiel ein unbekannter Dreizylinder (rechts):





Wir setzten die Tour gen Nord-West fort. Dass wir ab und zu ein paar Umleitungen in Kauf nehmen mussten, tat der Tour keinen Abbruch. Schließlich war die eine Route genauso kurvenreich wie die andere.

Über Schlüchtern, Zillbach, Thalau und Dietges kamen wir heute durch einige Ortschaften ein zweites Mal hindurch. Das lag daran, weil die Route mehrere Achten enthielt. Bald hatten wir wieder die Rhön erreicht und auch unsere Pension.

Nach einer belebenden Dusche ging es wieder zum Abendessen. Unsere Gruppe war inzwischen um Martina und Arno gewachsen, die am Abend zu uns stießen.



Weil einigen noch der vorherige Abend in den Knochen steckte, ging es heute etwas früher auf die Zimmer. Während der Nacht hatte es ergiebig geregnet, wovon am nächsten Morgen allerdings nur noch die Überreste des Wassers zeugten.



Das Frühstück tat sein Übrigens, um die Geister wieder zu beleben.



Schließlich sattelten wir wieder die Rösser.



Heute teilte sich die Gruppe. Jacky, Moni und Yvonne wollten einen „Girls-Day" einlegen. Sie folgten der gleichen ausgearbeiteten Tour etwas später und ihren abendlichen Erzählungen zufolge hatten sie ihren Spaß und jede Menge Männer-Bekanntschaften gemacht. ;-)





Auch für den großen Pulk ging es auf die kurvigen Strecken der Rhön.



Die kleinen Straßen und die tollen Aussichten luden zu mehreren kurzen Stopps ein.





Die Tour war kürzer als die gestrige und wir blieben näher an der Pension. Aber dafür ging es über viel kleinere Straßen in wildem Zick-Zack-Kurs durch das geologisch älteste Mittelgebirge Deutschlands. Erst umfangreiche Rodungen der ehemaligen Buchenwälder, die als wichtigste Rohstofflieferanten galten, machten aus dem waldigen Gebiet das „Land der offenen Fernen", das heute nur noch einen Waldbestand von etwa 30% hat. Auf dem höchsten Berg, der Wasserkuppe mit ihren 950 Metern, legten wir einen Stopp mit Imbiss ein, während wir den Segelfliegern beim Starten und Landen zusahen.



Weiter ging es über die vielen Hügel mit ihren manchmal sehr steilen und engkurvigen Auf- und Abfahrten durch die tolle Gegend. Der zweite Stopp sollte eigentlich der Kreuzberg mit seiner Klosterschänke sein. Aber der „Heilige Berg der Franken" war uns verwehrt. Wegelagerer wollten uns schon zu seinen Füßen zwingen auf einen kostenpflichtigen Parkplatz einzufahren. Weil der letzte Stopp aber nicht weit zurück lag, entschieden wir uns, das Weite zu suchen. Ein schlimmer Fehler, denn diesmal war die Futtersuche noch schwieriger als am Tag zuvor.

Nach vielen Fehlversuchen



und einigen Beratungen



wurden wir nach kurzem Tankstopp endlich in Geisa im Gasthof „Zur Linde" fündig. Dem Namen entsprechend machten wir es uns unter schattenspendenden Bäumen direkt am Flüsschen Ulster gemütlich.





Nach ausgiebigem Mahl ging es auf den Schlussspurt zu unseren Unterkünften. Dort angekommen wurde erst einmal auf der Terrasse entspannt und gewartet, bis die Nachbarn aus der anderen Pension eingetroffen waren.



Die Blessuren des Tages wurden bestaunt



und vor dem Abendessen das erste Bier gezischt.



Aber es kam noch etwas Besonderes: in dem Restaurant wurde heute der 60. Geburtstag eines Mitbegründers des benachbarten Herren-Chores gefeiert. Ihm zu Ehren gab es von den Vereinskameraden ein kleines Ständchen, das uns demütiges Schweigen gebot. Aber es machte auch Spaß, dem professionellen Gesang zu lauschen.



Danach gab es das Abendessen und die Raucher wurden wie gehabt ins Freie verbannt. Die begnügten sich dann mit Bierdeckel-Fangen. Der Rekord liegt bei sechs Stück. Na ja, schließlich wurde die Hand mit jedem Glas Bier auch ruhiger. ;-)





Am nächsten Morgen hieß es auch schon wieder Abschied zu nehmen. Die Moppeds wurden noch einmal inspiziert,



und der erste Nikotin-Zug genommen,



bevor uns das Frühstück für die Heim- und Weiterreise aufmöbelte.



Einige setzten die begonnene Reise fort, während andere sich auf die Rückfahrt nach Berlin aufmachten.





Es blieb gerade noch Zeit für ein Gruppenfoto.



Dann ging es los.





Die Berlin-Fahrer peilten als ersten Stopp wieder den Kyffhäuser an, der entgegen allen Erwartungen heute doch nicht sehr gefüllt war. Die Gelegenheit war einmalig. Deshalb ließen einige von uns gleich mehrmals die 36 Kehren an sich vorbeifliegen.



Auch wenn unser Tempo bei weitem nicht an die Rekorde der Einheimischen heranreichten. Bei einem grünen KYF-Fahrer stoppten wir die Spitze bei 7:30 Minuten. Wir verdrückten noch ein paar Bratwürste,



bevor es weiterging in Richtung Ost-Harz. Längs durch das Bodetal wurden wir hinter Altenbrak auf der Suche nach dem Kaffeestopp fündig und genehmigten uns auch ein deftiges Stück Kuchen.



Nach einem Sprint über die Kurven der B27 bei Blankenburg ging es schnurstracks nach Nord-Osten Richtung Schönebeck. Danach kamen wir bald auf die B246, der wir bis Reuden folgten. Hier legten wir zu Dritt eine Pause für das Abendessen ein. Der Rest der Truppe hatte sich inzwischen auf eigene Pfade begeben. Entweder für den direkten Heimweg oder um noch eine Biege durch den Harz zu drehen. Das Essen im Tequilla Drive war jedenfalls ausgezeichnet.





Das einzige Problem an dieser Pause war, dass wir den Regenwolken Gelegenheit gaben, uns einzuholen. Es fing schon an zu tröpfeln, als wir uns wieder aufmachten. Kurz darauf durchfuhren wir einen heftigen Schauer, der allerdings nicht lange anhielt. Dank der noch milden Temperaturen wurden wir schnell wieder trocken gepustet. Beim Eintreffen an der Spinnerbrücke hatte sich die Gruppe dann restlos aufgelöst, so dass ich die Tour dort allein ausklingen ließ.

Es war wieder ein schönes Wochenende, auf dem uns der Wettergott nicht im Stich ließ. Fast durchweg Sonne und trockene Straßen sind wohl auch eine Voraussetzung dafür, dass kurvenhungerleidende Biker auf ihre Kosten kommen.

Bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron