Tag der Ehre 23.09.2012

Mit den heutigen 16 Grad scheint uns der Herbst zu signalisieren, dass es wieder Zeit wird die dicken Wintereinlagen aus dem Schrank zu holen und in die Kombis zu knüppern. Denn trotz der strahlenden Sonne war es heute ziemlich frisch.

Morgens an der Brücke trafen sich Carola und Ralf, Evi und Berni, Jeanette und Jens, Marina, Sybille, Detlev, Harry, Jörg, Manuel, Martin, Norman, Reiner und ich um heute der Sache mit dem "Tag der Ehre" auf den Grund zu gehen.











Nach Kaffee mit und ohne Brötchen konnte es losgehen.







Über die A115 ging es aus Berlin hinaus.



Bei der Ausfahrt Drewitz verließen wir den Gummi-Killer wieder,





um uns auf ländlicheren Pisten durch die Gegend und gegen die Konkurrenz zu schlagen.









Der Weg führte uns über Philippsthal, Jütchendorf (mit dem "schicken" Blitzer), Blankensee, Glau, Löwendorf, Ahrensdorf und im weiten Bogen um Luckenwalde durch Woltersdorf, Scharfenbrück und Gottow und dann weiter über Stülpe, Liessen, Hohenseefeld und Bärwalde nach Süden.



Dann wurde es Zeit für unsere erst Pause – genannt "Einreihpause".





Es ging weiter auf den in diesem frühen Herbst noch von Laub freien Straßen.











Über Wiepersdorf, Jessnigk und Kremitzaue erreichten wir Herzberg





und das dortige Schloß Grochwitz.



Dies war nur ein Etappenziel und bot auch Wissenswertes zum Alten Fritz: von Friedrich II. wird das Zitat überliefert, dass er "… gegen die Kaiserin-Königin Maria Theresia von Österreich zwar Kriege geführt habe, er aber nie deren Feind war …". Was musste es dann erst bedeuten, Friedrich zum Feind zu haben?

In diesen Genuß kam Heinrich Graf von Brühl (13.08.1700-28.10.1763), dessen Residenz das Schloß Grochwitz gewesen ist. Am Hofe des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August II. (genannt "der Starke") und dessen Sohn Friedrich August II. war Heinrich v. Brühl Premierminister und auch für die diplomatischen Beziehungen verantwortlich. Nach den beiden ersten schlesischen Kriegen gelang ihm in Verhandlungen mit Österreich und Frankreich die "Umkehr der Allianzen" in Europa. Insbesondere waren die vormaligen Gegner Maria Theresia und Ludwig XV. nun mit Sachsen und Russland verbündet. Zusammen mit Österreich, das auf die Rückeroberung Schlesiens aus war, schmiedete man Pläne, Preußen anzugreifen. Diesen Plänen kam Friedrich (rechtzeitig durch seine Spione an den europäischen Höfen unterrichtet) mit dem Einmarsch in Sachsen zuvor und begann so den Dritten Schlesischen Krieg, der als "Siebenjähriger Krieg" in die Geschichte einging.

Während der sächsische Hofstaat bereits nach Polen geflüchtet war, nutzte Friedrich das Schloß Grochwitz vom 20.-24. Oktober 1756 als Nachtlager. Bei seinem Abmarsch gab er Befehl das Schloß zu plündern und niederzubrennen.

Friedrich war dem Grafen v. Brühl zuvor schon einmal begegnet: beim "Lustlager von Zeltenhain" (bei dem die Spannungen zwischen Friedrich und seinem Vater schon sehr heftig waren) verlieh König Friedrich Wilhelm I. dem Grafen den preußischen Orden des Schwarzen Adlers. Man kann also spekulieren, dass Friedrich seit dem einen inneren Groll gegen v. Brühl hegte.

Wir nutzten den Aufenthalt zu einer kurzen Pause,







bevor wir im Defilee vorbei am Schloß weiterfuhren.









Das Ziel war jetzt nicht mehr weit. Nach wenigen Kilometern erreichten wir Torgau. Beim Überfahren der Elbe-Brücke nahm uns die gewaltige Burganlage in Empfang, die wir kurz darauf an ihrer Rückfront passierten.



Ein kurzer Abstecher führte uns zum Fort Zinna,





einer ehemaligen Festung, die bereits im 19. Jahrhundert als Militärgefängnis der preußischen Armee genutzt wurde. Im Dritten Reich wurde sie zum größten und modernsten Gefängnis der Wehrmacht ausgebaut. Nach Kriegsende wurde die Anlage als "Speziallager Nr. 8" der sowjetischen Streitkräfte geführt. Während der Deutschen Teilung und auch bis heute dient das ehemalige Fort als Gefängnis. Vor seinen Toren steht eine interessante Ausstellung zur Historie, allerdings hatten wir dafür heute keine Zeit. So fuhren wir gleich weiter,





um auf sandigen Wegen





zum eigentlichen Ziel der heutigen Tour zu gelangen: zum Schlachtendenkmal auf den Süptitzer Höhen bei Torgau.





Unter dem Begriff "Tag der Ehre" ging die letzte größere Schlacht des Siebenjährigen Krieges in die Annalen der Geschichte ein. Heutige Wertvorstellungen würden dafür wohl andere Worte finden, denn der für Preußen siegreiche Feldzug war für alle Beteiligten ein ziemlich blutiges Gemetzel.

Im Jahre 1760 gelang es den feindlichen Verbündeten weite Teile der Kurmark zu besetzen. Auch Berlin und die angrenzenden Orte (insbesondere Charlottenburg) waren Plünderungen vor allem sächsischer Truppen ausgesetzt. Friedrich war gezwungen, zur Verteidigung der Hauptstadt ins Märkische zurückzukehren. Allein die Parole "der König kommt" vertrieb die Besatzer und so blieb Friedrich doch im Felde. Allerdings musste er die vormals gehaltenen Städte in Sachsen aufs Neue einnehmen. Während Wittenberg und Leipzig schnell fielen, war in Torgau der größte österreichische Verband stationiert.

Am 3. November 1760 zogen Friedrichs Truppen heran. Mit 44.000 Mann war seine Armee der des Feldmarschalls Daun mit 64.000 Soldaten deutlich unterlegen. So wurden die ersten Versuche, die Anhöhen westlich der Stadt zu erobern, mit Kanonenfeuer unter hohen Verlusten auf preußischer Seite zurückgeschlagen. Friedrich selbst wurde von einer Kugel getroffen, die allerdings nicht durch die winterlich dicke Kleidung dringen konnte. So fiel er nur atemlos von seinem dritten Pferd (zwei wurden zuvor schon unter ihm erschossen) und konnte wenige Minuten später wieder aufstehen, begleitet vom Jubel seiner Soldaten.

Als der frühe Novemberabend hereinbrach, zog sich Friedrich schließlich zurück und glaubte die Schlacht verloren. Ebenso urteilten die Österreicher zu früh, und brachten die Siegesdepesche an Kaiserin Maria Theresia schon auf den Weg. Mit der Dunkelheit kam aber die Wende. Den Husaren des Regimentes Ziethen gelang es, die große Kanonenbatterie des Gegners zu erobern. Man wendete die Geschütze und beschoss damit die feindlichen Stellungen. Der Gegner wurde aufgerieben und flüchtete sich auf das andere Ufer der Elbe.

Sein Nachtquartier bezog Friedrich in der Kirche des nahen Ortes Elsnig. Auf den Stufen des Altars schrieb er bei Kerzenschein die Siegesmeldung an seinen Minister Graf Finckenstein nach Berlin.























Jetzt sollte es zum Essen gehen und wir peilten ein nahe gelegenes Gasthaus an, das wieder einmal den Namen "Zum Alten Fritz" trug.





Tja … und wieder einmal standen wir vor verschlossenen Türen.





Also fuhren wir weiter in der Hoffnung, bald eine Einkehr zu finden.



Zunächst hielten wir kurz im benachbarten Ort Elsnigk, in dessen Kirche sich Friedrich zur Nacht zurückzog. Die Szene, wie der König auf einem Strohlager gebettet zu Füssen des Kirchenaltars bei Kerzenschein die Siegesdepesche nach Berlin verfasst, war das Motiv eines der bekanntesten Gemälde von ihm.



Der Hunger trieb uns weiter.





Und glücklicherweise wurden wir in Dommitzsch fündig:

















Mit dem Essen klappte es ganz gut (schnell, gut und günstig) und so konnten wir uns bald wieder auf den Weg machen. Und um ihren fahrtechnischen Horizont zu erweitern, tauschten diese beiden Herren ihre Maschinen.





Und irgendwie beschlich mich das Gefühl, das BMW einen weiteren Interessenten gefunden hat. ;-)











In Wittenberg legten wir einen Tankstopp ein.







Über Dietrichsdorf, Mellnitz, Malterhausen und Gausdorf passierten wir den Fläming und fuhren weiter über Zülichendorf und Nettgendorf nach Dobbrikow zur dortigen Scheune.















Bei AW+/-S und Kaffee ließen wir den Tag dann langsam ausklingen.







Auf bekannten Pfaden ging es dann über Rieben, Zauchwitz, Stücken, Fresdorf, Tremsdorf, Saarmund und Philippsthal auf die A115, die uns zurück zur Brücke führte.



Nach 308 Kilometern ging eine weiter Herbst-Tour zu ende, bei der uns die Sonne wieder hold war. Und wie eingangs erwähnt merkte man schon deutlich, dass es wieder Zeit wird für die Winter-Klamotten.

Bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron