Drei Bäume und ein König 16.06.2013

Mit zehn Leuten kam ja entgegen allen Befürchtungen doch noch eine richtige Gruppe zustande, die sich heute auf die Suche nach ein paar ganz besonderen Bäumen der Mark Brandenburg machen wollte. Und außerdem galt es noch, einem geheimnisvollen König einen Besuch abzustatten.

Morgens an der Brücke trafen sich Andrea, Boris, Christian, Jendrik, Jörg, Jörg, Ronald, Stephan, Ulrich und ich. Erst einmal hieß es noch Kaffee fassen.









Wettschulden sind bekanntlich Ehrenschulden. Deshalb gab es heute besondere Tourenbonbons, die -wenn auch nicht ganz freiwillig- von Jörg der Allgemeinheit gestiftet wurden.



Und wie immer wurde (im Gegensatz zu den Umtrieben der NSA) dem Datenschutz Genüge getan und die alte Teilnehmerliste vernichtet.





Dann konnte es losgehen. Wir starteten in Richtung Potsdam.









Als wir das Stadt-Gewühl hinter uns gelassen hatten, ging es aufs freie Land.





Eine Baustelle zwang uns, einer Umleitung zu folgen. Deshalb fuhren wir über Neu Falkenrehde nach Ketzin und weiter auf direktem Weg in Richtung Brandenburg an der Havel. Dort drehten wir nach Norden ab und erreichten kurz darauf in Brielow die erste Station der Tour.



Hier steht die "Schwedenlinde",



die wir aber nicht zum ersten Mal anfuhren. Sie war selbst schon das Ziel von Tagestouren, auf denen es dann im Zick-Zack hierher ging. Heute war sie aber nur der erste Halt.





Man erzählt sich, dass die Witwe eines im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) gefallenen schwedischen Offiziers wegen des damals schon in voller Blüte stehenden Baumes diesen Ort gewählt habe, um ihren Mann zu bestatten, damit sie das Grab jederzeit wiederfinden könne. Man geht deshalb davon aus, dass der Baum 400-500 Jahre alt ist. Das Wurzelwerk ist gigantisch.





Um von seinem eigenen Gewicht nicht auseinander gerissen zu werden, werden die mächtigen Äste schon seit vielen Jahren von schweren Ketten und einem Eisengestänge gehalten.



Und natürlich darf das obligatorische Gruppenfoto nicht fehlen.



So konnte es weitergehen.





Der schaurige Blick auf den Kühler von Jörgs GS rief in Erinnerung, dass der Straßenverkehr manche Opfer forderte.



Also machten wir uns ganz vorsichtig wieder auf den Weg.













Wir fuhren über Marzahne, Garlitz, Nennhausen, Kotzen und über die Kinderautobahn nach Friesack, wo das nächste "grüne Wunder" auf uns wartete.





Die "Sieben-Brüder-Eiche" zeichnet sich dadurch aus, dass sie über sieben Stämme verfügt, die alle aus einer Wurzel wuchsen. Der Baum ist über 300 Jahre alt.



Auch dieses Gewächs soll etwas mit den Schweden zu tun haben. Man erzählt sich die Sage, dass der Baum aus dem Grab von sieben schwedischen Soldaten entsprungen sein soll, die hier gemeinsam bestattet wurden. Sie sollen im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg bei einem Rückzugsgefecht nach der Schlacht von Rathenow im Jahr 1675 gefallen sein. Im gleichen Jahr fand auch die berühmte Schlacht bei Fehrbellin statt, deren glücklicher Ausgang wesentlich zur Entwicklung von Brandenburg-Preußen zu einer namhaften europäischen Macht beitrug.

Heute allerdings hat auch diese Eiche mehr mit dem Kampf gegen die Eichen-Prozessionsspinner-Raupe zu tun. Allerdings hielten sie uns nicht ab, auch hier für ein Foto zu posieren.



Als das Bild im Kasten war, konnte es auch gleich wieder losgehen.











Der Weg führte uns über Kleessen-Görne, Gallenberg, Grossderschau und Sieversdorf. Die Pfade wurden wieder schmaler. Ein gut ausgebauter Plattenweg führte uns weiter durch die Prignitz.















Vorbei an Stüdenitz, Breddin, Kötzlin, Klein- und Groß Leppin ging es in Richtung Plattenburg. Das dort geplante Mittagessen fiel allerdings wegen eines "Mittalalter-Spektakels" aus. So fuhren wir weiter nach Norden zu unserem nächsten Ziel.









Nach Sigrön, Grube, Klein Gottschow und Kreuzburg erreichten wir bei Seddin einen besonderen Ort.





Hier befindet sich ein im 9. Jahrhundert v. Chr. künstlich angelegter Grabhügel, wie er sehr häufig in unseren Breiten zu finden ist. Mit einem Druchmesser von knapp 64 Metern und einer Höhe von über 10 Metern werden die Menschen damals wohl jahrelang an seiner Aufschichtung gearbeitet haben, um dort im Inneren die Überreste eines hiesigen Fürsten zu begraben.









Der Hügel wurde seit jeher "Hinze-Berg" genannt. Über drei Jahrtausende hinweg erzählte man sich die Geschichte von dem beim Volk beliebten König Hinz, dem zu Ehren man ein würdiges Grabmal errichten wollte. Damit seine Ruhe nicht gestört werde, richtete man den riesigen Hügel auf und legte mehrere falsche Grabkammern an, damit die wirkliche Ruhestätte verborgen bliebe. In ihr ruhten die Brandasche des Königs, seiner Gemahlin und einer Dienerin. Die Frauen waren dem König freiwillig in den Tod gefolgt.

Über all die Jahre hielt sich auch das Gerücht, dass die Urnen aus wertvollem Material bestehen sollten. Die des Königs selbst sollte aus purem Gold sein. Dies trieb im 19. Jahrhundert den Bauern, auf dessen Grund der Hügel stand, dazu, mit Ausgrabungen zu beginnen. Allerdings unterschätzte dieser den Aufwand sehr und vernachlässigte seine anderen Pflichten. Dadurch wurde er bald mittellos und verarmte hoffnungslos. Dies wurde von seinen Nachbarn als die "Gerechte Strafe des König Hinz" gedeutet.

Im September 1899 wurden im Zuge des Steinabbaus, dem viele dieser Grabhügel zum Opfer fielen, die Grabkammern entdeckt. Der Staat kaufte den Hügel daraufhin und veranlasste die wissenschaftliche Erkundung dieses bronzezeitlichen Fundes.

Die Grabkammer ist heute zugänglich und derzeit auch nicht gesichert. Das heißt, es gibt kein Schloss in dem Schutzgitter.



Also gingen auch wir unter die Forscher und nahmen das Gewölbe näher in Augenschein.









Der Ort ist heute bekannt als das "Königsgrab von Seddin".







Die Schautafeln enthalten noch viel mehr Informationen.





Wir kehrten zu unseren Maschinen zurück und beobachteten noch einen Augenblick die Versuche, einen Lenkdrachen steigen zu lassen.







Dann hieß es wieder aufsitzen und weiterfahren.









Zur Futterluke war es nicht weit. Im benachbarten Wolfshagen mit seinem Schloß wurden wir fündig. Das Essen brauchte etwas Zeit aber dafür war es frisch zubereitet und lecker.













Pappsatt setzten wir den Trip dann fort.







Als letztes Ziel erreichten wir nach kurzer Zeit den Ort Gülitz, dessen Flatterulme (so tatsächlich die biologische Bezeichnung) in der ganzen Gegend bekannt ist.

















Dass dieser ebenfalls riesige Baum tatsächlich 1000 Jahre alt ist, darf wohl bezweifelt werden. Aber sehenswert ist dieses Naturdenkmal allemal. Mit seinem Stammumfang von fast zehn Metern und seinem wirren Geäst bietet es den Kindern auf dem daneben liegenden Spielplatz viel Kletterspaß.

Also Grund genug für uns, auch diesen Baum mit einem Gruppenfoto in die Annalen aufzunehmen.



Noch ein kurzes Verweilen,







bevor es wieder "on the road" ging.



Nach 240 km konnten wir unsere Rösser in Pritzwalk endlich zur verdienten Tränke führen.





Die restlichen knapp 120 km legten wir in einem Rutsch zurück.













Zwischendurch hieß es besonders aufzupassen. Über viele Kilometer hinweg waren die Straßen ausgebessert worden und zum Teil zentimeterdick abgestreut.





Wir fuhren über Kemnitz, Heidelberg (ja, richtig gelesen), Blumenthal, Rosenwinkel und entlang des Borker Sees weiter nach Süden und erreichten nach Sechzehneichen (eine weitere Ortsgründung von Friedrich dem Großen, der damals 16 Eichen anpflanzen ließ), Wusterhausen/Dosse, Gottberg, Manker, Altfriesack, Radensleben, Wall, Beetz und Sommerfeld schließlich Kremmen, das in einer herrlichen Abendsonne lag.











Hier ließen wir die Fahrt dann ausklingen. Zu verbuchen waren weitere 357 Touren-Kilometer, die bei schönstem Wetter und bester Laune zurückgelegt wurden. Ein paar alte und neue Gesichter haben wir auch wieder gesehen und auch wieder die Mark Brandenburg ein Stück weit besser kennen gelernt.

So kann's weitergehen!

Bis dahin!

Gruß Ron