Altes Denkmal 17.10.2013
Begonnen haben wir mit 6 Grad. Zwischendurch kletterte es bis auf 8 Grad, um dann wieder auf 5 Grad zurück zu fallen. Und wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass wir heute die Winter-Saison eröffnet hatten: ganz zum Schluss erwiesen sich die dünnen Regentropfen als kleine, zarte Schneeflöckchen. Jawoll, es ist Winter! ;-)
Morgens an der Brücke trafen sich Andreas, Ralf, Stefan, Ullrich, Xavier und ich. War es senile Bettflucht oder nur der Drang nach einem Frühstück, wir waren heute alle überpünktlich.
So starteten wir zwei Minuten vor der Zeit.
Über den Kronprinzessinnenweg und die Königstraße ging es auf der B1 Richtung Potsdam.
Dort gehörte eine kleine Stadtrundfahrt zum heutigen Programm. Vorbei am Nauener Tor
passierten wir das Neue Palais im Uni-Viertel.
Am Wildpark ließen wir die Stadt dann hinter uns.
Entlang des westlichen Ufers des Schwielowsees und dann weiter über Petzlow, Klaistow mit seinem mit Kürbissen bunt geschmückten Spargelhof, Busendorf und Emstal
legten wir am Emstaler Schlauch (eine kleine Seen-Kette) die erste Pause ein.
Über Kloster Lehnin, Michelsdorf, Golzow, Ragösen, Klein- und Groß Briesen fuhren wir weiter in den Hohen Fläming ein.
Bei Dahlen drehten wir nach Osten ab,
um kurz vor Weitzgrund bei einem nicht ganz unbekannten Ort anzuhalten.
Es war sicher nicht das erste Mal, dass wir ihn besuchten, den
Nach kurzer Pause machten wir uns wieder abfahrbereit
und fuhren zurück bis "Verlorenwasser". Diese merkwürdigen märkischen Ortsnamen haben meist einen kuriosen Ursprung. In diesem Fall ging es um einen kleinen Bach, der ein Stück seines Weges unterirdisch fortsetzte. Die frühen Siedler dieser Gegend stellten nur fest, dass das Wasser wieder ins Erdreich hinabfloss und glaubten den Wasserlauf daher "verloren". Der ein paar hundert Meter weiter wieder ans Tageslicht zurück kehrende Bach wurde schlicht für eine neue Quelle gehalten.
Wir drehten jetzt nach Süden
und erreichten kurz darauf mitten auf dem Hagelberg, der mit seinen 200,24 m bis vor kurzem noch als "höchster Berg der Mark Brandenburg" galt (inzwischen ist er herabgestuft auf Position Nr.3), das heutige Ziel.
Und um die Brisanz des Themas zu verdeutlichen:
Wir legten den kurzen Fußweg zurück,
der uns zu diesem Denkmal führte:
Es ist diesem Herrn hier gewidmet:
Karl Friedrich von Hirschfeld war ein preußischer General und im Jahr 1813 der Stadtkommandant von Brandenburg an der Havel. Er stand der Division vor, die sich während der Befreiungskriege gegen Napoléon am 27. August 1813 dem letzten französischen Korps auf brandenburgischem Terrain entgegen stellte. Seine Truppen bestanden aus 3.500 reguläre Soldaten und 8.000 Mann der neu gegründeten Landwehr, die Napoléon spöttisch immer nur die "Canaille" nannte. Ihm gegenüber befehligte Jean-Baptiste Girard die 10.000 Kämpfer der französischen Einheiten.
Weil es schon seit den Mittagsstunden des Schlacht-Tages unaufhörlich regnete, konnte das Schießpulver nicht mehr zünden. Dadurch versagten alle Feuerwaffen ihren Dienst und so ging man Mann gegen Mann mit Säbeln und den Bajonetten und Kolben der Gewehre auf einander los. Deshalb ging die Schlacht auch unter dem Namen "Kolbenschlacht" in die Geschichte ein.
Das Gemetzel dauerte den ganzen Tag. Die verspottete Landwehr leistete ganze Arbeit und so wurden die französischen Einheiten vollständig aufgerieben. Den entscheidenden Ausschlag gab aber das Eingreifen der russischen Kosaken unter dem Kommando von Alexander Tschernyschow. Als sie anstürmten, gerieten die sächsischen Einheiten in den Reihen Napoléons in Panik und wechselten die Seite. Angesichts dieser neuen Übermacht zogen sich die Reste des französischen Korps zurück. Weil die preußischen Einheiten zu müde für eine Verfolgung waren, übernahmen die Kosaken diese Aufgabe. Von den vormals 10.000 Mann erreichten nur etwa 3.000 Franzosen die sichere Festung Magdeburg. Die preußischen Verluste betrugen etwa 1.750 Tote und Verwundete.
Wir blieben noch ein wenig vor Ort,
und fuhren dann über Schmerwitz und Schalmau ein weiteres Stück auf dem 30-50 km breiten Höhenzug, der während der Saaleeiszeit vor etwa 200.000 Jahren geformt wurde und heute als "Hoher Fläming" bekannt ist.
In Wiesenburg kehrten wir an der alten Burg in die Schloss-Schänke "Zur Remise" ein.
Das beschlagene Objektiv zeugt von den frischen Temperaturen, die uns den ganzen Tag begleiteten. Wir konnten uns bei einem guten Essen schnell aufwärmen und bald ging es weiter.
Der Himmel blieb den ganzen Tag über grau. Aber immerhin wurde es (noch) nicht nass, als wir weiter nach Süd-Osten kurvten.
Hinter Jeserig/Fläming, Mützdorf, Klepzin, Marzehns, Carrey, Hohenwerbig und Zeuden legten wir in Marzahna eine weitere kurze Pause ein.
Und wem es nicht gleich aufgefallen ist, hier noch einmal ein größeres Bild:
Da waren wohl nicht nur die Schildermacher blind, sondern auch die Monteure. Und das ausgerechnet bei einem der kleinen Städtchen in unserem Land, das sogar besungen wird. Aber die eMail an das Straßenverkehrsamt ist schon unterwegs.
Wir setzten zum Endspurt an und düsten über Feldheim, Lüdendorf und Treuenbrietzen (mit zwei "r")
und schließlich nach Wittbrietzen (die vielen "Brietzen" in dieser Gegend entstammen dem slawischen Namensteil "bryzna", was soviel wie "Birkenwald" heißt), wo wir auf dem schönen Plattenweg
nach Dobbrikow kamen. Klar, dass der Betrieb dort inzwischen ein wenig nachgelassen hat.
Wir machten es uns im Innern gemütlich.
Und dann wurde wieder eine Standeserhebung zelebriert: Stefan erhielt heute sein "Güld'nes Band".
Nach AW+/-S und Kaffee ging es dann auf bekannten Pfaden heimwärts. Gerade als wir auf die Autobahn kamen, setzte ein leichter Regen ein. Beim näheren Hinsehen stellten sich die kleinen Regentropfen jedoch als winzige Schneeflöckchen heraus. Es wird also wirklich ernst mit der Jahreszeit.
Nach 225 km ging unsere erste Wintertour in dieser Saison zu ende. Drücken wir die Daumen, dass der Winter einer Biker-Herz hat und uns noch ein paar Ausfahrten-Tage spendiert.
Bis zum nächsten Mal!
Gruß Ron