Ritter Kahlebutz 01.03.2014



Immerhin hatten wir heute, am 1. März, ja schon einmal den "meteorologischen" Frühling. Weil Winter hatten wir ja schon lange nicht mehr. ;-)

Dementsprechend war das Wetter tagsüber wieder sonnig und mild und wie es sich gehört, am Morgen an der Brücke noch etwas frischer, was den heißen Kaffee dann noch einmal so gut machte. So trafen sich heute Sybille, Enrico, Frank, Hajo, Ralf, Reiner und ich.







Gegen 10 Uhr machten wir uns auf den Weg.





Die Fahrt nach Nord-Westen führte uns zunächst über Potsdam.









Aber das Stadt-Gewimmel hatten wir bald hinter uns und so konnten wir in das Havelland einfahren.





Hinter Marquardt, Neu Falkenrehde, Ketzin/Havel, Etzin, Tremmen, Wachow, Päwesin, Märkisch Luch und Garlitz legten wir am Abzweig zum Beobachtungsturm für die Großtrappen unsere Einreihpause ein.















Fahrerisch klappte alles soweit, deshalb gab es nicht viel zu bereden und so konnten wir uns wieder auf die Gäule schwingen.





Nennhausen, Kotzen (ich liebe diese märkischen Ortsnamen) und Rhinsmühlen hießen die nächsten Dörfer, bevor wir von der B188 auf die "Kinderautobahn" abzweigten.



Es ging weiter durch die erwachenden Landschaften.







Nach Dickte, Kleeßen-Görne, Ohnewitz (ich liebe diese … äh, das hatten wir ja schon), Giesenhorst, Dreetz und Neustadt-Dosse, erreichten wir in Kampehl unser heutiges Ziel. In dieser Kirche:



ruht ein seltsamer Herr. Den wollten wir uns aus der Nähe anschauen. Also stellten wir erst einmal die Moppeds ab.



Aber auch hier greift der Kommerz um sich. Der Parkplatz ist neuerdings gebührenpflichtig. Also verbrachten wir die 20 Minuten, bis die Gruft wieder öffnen sollte bei den Maschinen, um dann wieder hinaus auf die Straße zu fahren und – wie ein richtiger Biker es eben macht – auf dem Bürgersteig zu parken. ;-)

Die Gruft des Ritters war für einige nicht mehr so neu. Deshalb machte sich ein Teil der Gruppe gleich auf zur





und nahm schon einmal im Innern Platz.



Wenige Minuten später traf auch der Rest ein und berichtete, dass die vorherige Führung wohl zu viel Zeit in Anspruch nahm und man nicht solange warten wollte. Also haben wir den Besuch heute gänzlich ausfallen lassen.

Aber die Geschichte vom Ritter Kahlebutz soll trotzdem kurz erzählt werden. Und bevor jemand an der Namensschreibung herumnörgelt: es gibt tatsächlich alle Varianten davon. Mit und ohne "h", mit und ohne "e" sowie mit und ohne "t". Also nennen wir ihn einfach Ritter Kahlebutz:

Christian Friedrich von Kahlebutz (6. Mai 1651 – 3. November 1702) war ein märkischer Edelmann, der sich in der Schlacht bei Fehrbellin 1675 große Verdienste erworben hatte. Bei dieser Schlacht vermochte es ein kleines brandenburgisches Heer die ihnen gegenüberstehende schwedische Übermacht vernichtend zu schlagen. Damit wurde der militärische Aufstieg des vorher eher unbedeutenden Brandenburg-Preußens begründet.

Zum Dank dafür hatte ihn der "Große Kurfürst" Friedrich Wilhelm mit dem Gut Kampehl als Erblehen beschenkt. Zu den Privilegien des Ritters Kahlebutz gehörte das aus dem tiefsten Mittelalter stammende "ius primae noctis", das "Recht der ersten Nacht". Dies besagte, dass der Landesherr nach jeder vollzogenen Hochzeit seiner Untertanen die erste Nacht mit der Braut verbringen durfte.

Dass der Bräutigam nicht immer amüsiert darüber war, wurde in der Person des Schäfers Pickert aus dem benachbarten Bückwitz deutlich. Nachdem dieser die Dienstmagd Maria Leppin geheiratet hatte und diese sich der ersten Nacht mit dem Ritter verweigerte, stellte Kahlebutz den Schäfer zur Rede. Am Bückwitzer See trafen die Männer aufeinander. Im Verlauf der Auseinandersetzung soll der Ritter den Schäfer erschlagen haben. Die junge Witwe erhob Klage vor dem Gericht in Dreetz und mangels Tatzeugen forderte man von dem Ritter einen Reinigungsschwur.

Dieser erhob die rechte Hand und beschwor seine Unschuld. Allerdings fügte er die Worte hinzu: „Wenn ich doch der Mörder bin gewesen, dann wolle Gott, soll mein Leichnam nie verwesen.“

Na ja und das ist nun das Ergebnis:



Eine (auf natürlichem Wege "verlederte") Mumie, die man nicht zur Ruhe kommen lässt und dadurch zugleich auch eine Einnahmequelle für den Ort Kampehl geschaffen hat. Und der Plan geht auf: verglichen mit dem Zustand noch vor wenigen Jahren, hat sich rund um die Kirche eine ganze Menge getan, um die von dem Ritter Kahlebutz angezogenen Besucher zu versorgen.

Und auch, wenn man hier auf das Mysterium rund um den Ritter beharrt, darf natürlich nicht ganz unerwähnt bleiben, dass es schon eine rationale Erklärung für dieses Phänomen gibt. Es ist auch ganz einfach: Schuld hat der märkische Sand! Wenn ein Sarg z. B. durch einen Schaden nicht luftdicht ist, so dass das Wasser im Gewebe einer Leiche schnell vom sandigen Boden aufgenommen werden kann, dann trocknet ein Körper schnell aus und lässt die Haut verledern und verhindert so die Verwesung. Man hat solche Arten von Mumien schon einige in den Grüften der brandenburgischen Kirchen gefunden. Nur wird um diese eben kein solches Aufhebens gemacht, wie um den alten Kahlebutz.

Auch ohne ihm heute sozusagen "Auge in Auge" gegenüber gestanden zu haben, ließen wir uns das Essen trotzdem gut schmecken und ein kleiner Nachtisch hatte da auch noch Platz.



So konnten wir gefüttert und getränkt die Reise fortsetzen.







Die nächste Station war auch nicht weit. Über Bückwitz mit seinem schönen See (ja, da wo der Schäfer sein Ende fand), Segeletz, Nackel, Zootzen, Friesack, Vietznitz, Brädikow und Paulinenaue





erreichten wir den sandigen Abzweig









zu dem kleinen Flughafen Bienenfarm (hatte ich schon erwähnt, dass ich diese märkischen Ortsnamen liebe?).

Und entgegen der Befürchtungen und der Erfahrung der letzten Woche auf der Kartbahn, hatte das Café auch geöffnet. Allerdings war man auf unseren Ansturm von sieben Leuten noch nicht vorbereitet. Deshalb mussten kurzerhand noch ein paar Sitzmöbel organisiert werden.









Leider gab es zu dieser Jahreszeit noch keine Fallschirmspringer zu beobachten. Aber dafür wenigstens ein paar Starts- und Landungen der kleinen Flugzeuge.









Wir ließen es uns gut gehen und machten uns dann auf die Schlussetappe gen Heimat. Leider gibt es davon keine Fahrbilder mehr. Ob es der Akku war oder nur die Schusseligkeit des Fotografen ist leider nicht mehr feststellbar. Deshalb machen wir jetzt einen großen Sprung über Berge, den etwas holprigen Plattenweg durch den Wald von Windmühlen, Neukammer, Markee, Wernitz, Priort, Fahrland, Potsdam und schließlich hin zur



Der Trupp zeigte während dieses Sprunges mächtige Auflösungserscheinungen. Nur noch Enrico und ich waren übriggeblieben und so ließen wir den Tag bis in die "dunkle Nacht" hinein ausklingen.

Es war eine schöne Tour und wie immer bei bester Laune und prima Leuten, unter denen heute gleich zwei neue Gesichter waren. Und wenn Petrus nicht doch noch ein paar Kisten Schnee übrig hat, dann werden wir in diesem Jahr wohl nahtlos vom Winter in die Saison übergehen. Immerhin war dies heute bereits unsere siebte "Winter"-Tour (mit bis jetzt 1.405 km) und die Saison kommt ja erst noch.

Bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron