Tödliche Geheimnisse in Mirow 13.04.2014
Heute ging die Tour nach Norden in die Müritz. Wir wollten erkunden, was es mit den "Tödlichen Geheimnissen in Mirow" auf sich hat, die einst den Freistaat Mecklenburg-Strelitz in seinen Grundfesten erschütterten. Aber wie immer gönnten wir uns in Kremmen erst einmal einen Kaffee. Mit dabei waren morgens Anni, Belinda und Thomas, Britta, Daniela und Christian, Kerstin und Peter, Steffi, Sybille, Bernd, Berni, Hans-Peter, Jörg, Martin, Mirko, Ralf, Ralf, Ralf, Xavier und ich.
Die Wirtin des kleinen Cafés im Scheunenviertel hatte eine Überraschung für uns parat. In der letzten Saison hatte sie uns ja einmal gebeten, die Motorräder in einer geordneten Reihe abzustellen und sie machte davon Fotos. Nicht nur, dass wir die Bilder heute zu sehen bekamen. Sie hat uns die Bilder sogar geschenkt! Ich werde sie demnächst mal einscannen. Dann kann sie sich jeder herunterladen.
Mit 21 Leuten auf 19 Motorrädern machten wir uns auf den Weg.
Kurz nach dem Start gab es eine kleine Zwangsunterbrechung.
Warum und wieso sie nötig war und was einer der vielen Ralfs heute damit zu tun hatte und wieso man nach einer verschwundenen Person sucht, die gar nicht verschwunden war, das behalten wir mal lieber für uns. Da schweigt des Sängers Höflichkeit! ;-)
Leicht erheitert setzten wir die Fahrt jedenfalls fort.
Unser Weg führte uns über Sommerfeld, Hohenbruch, Neuhof, Neuendorf, Teschendorf, Löwenberg und Hoppenrade. Je weiter wir nach Norden kamen, desto schmaler wurden die Pfade.
Hinter Grossmutz und Meseberg legten wir die Enreihpause mit Blick auf das Gästehaus der Bundesregierung ein.
Diesmal gab es auch ein wenig zu besprechen. Aber auch das bleibt ganz intim bei der heutigen Gruppe. ;-)
Geläutert setzen wir den Trip fort.
Wir passierten Rönnebeck, Schulzendorf, Wolfsruh, Grosswolterdorf, Menz und Fürstenberg/Havel, wo wir wieder in westliche Richtung abdrehten. Steinhavelmühle, Steinförde, Grossmenow uns Strasen hießen die nächsten Orte. Und ganz nebenbei konnten wir hier ein zukünftiges Ziel für eine Tour ausmachen.
Quer durch die südlichen Ausläufer der Müritz fuhren wir über Neu Canow, Canow, die Diemitzer Schleuse, Fleether Mühle, Peetsch und schließlich nach Mirow, wo wir zunächst den vorgezogenen Tankstopp einlegten.
Mirow war auch das heutige Ziel. So fuhren wir gleich darauf auf die Schloßinsel.
Wir gingen ein paar Meter zu Fuß vorbei an der alten Johanniterkirche,
dem Schloß Mirow, das heute als das Drei-Königinnen-Palais geführt wird - so benannt nach den Prinzessinnen des Hauses Mecklenburg-Strelitz Sophie Charlotte (spätere Königin Charlotte von Großbritannien), Luise (spätere Königin von Preußen) und Friederike (spätere Königin von Hannover) -
und dem Kavaliershaus.
Diese kleine Brücke
führte uns
auf die sogenannte "Liebesinsel", auf der dieses gut bewachte
Denkmal zu finden ist.
Es handelt sich um die Begräbnisstätte des letzten regierenden Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz. Um dessen Tod ranken sich viele geheimnisvolle Gerüchte. Deshalb soll die Geschichte kurz erzählt werden:
Adolf Friedrich VI. (17. Juni 1882 24. Februar 1918) war ab 1914 der regierende Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Er galt als "begehrtester Junggeselle Europas" und war zudem wohl auch der reichste. Sein Vermögen betrug etwa 100 Millionen Goldmark. Kaiser Wilhelm II. soll ihn sein "Gold-Prinzchen" genannt haben. Der Ur-Großneffe von Königin Luise von Preußen kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Am Morgen des 24. Februar 1918 wurde seine Leiche im Stadtkanal von Neustrelitz gefunden. Sein steter Begleiter, eine große Dogge, soll ihn winselnd die ganze Nacht am Ufer bewacht haben. Nach verschiedenen Überlieferungen hatte er eine Schusswunde in der Brust, bzw. im Kopf. Weil er angeschossen in den Kanal stürzte, lautet die offizielle Todesursache bis heute jedoch "Ertrinken". Die Schusswaffe wurde nie gefunden. Dennoch gilt sein Ableben als Selbstmord. Um seinen Freitod ranken sich verschiedene Gerüchte:
Zum einen wird ihm wird eine (eher unwahrscheinliche) homosexuelle Beziehung zu seinem Leibjäger Friedrich Nonnen (der auch sein Bursche und Meldefahrer im I. Weltkrieg war) nachgesagt. Gestützt wird das Gerücht durch die Bevorzugung Nonnens und spätere Berufung als "Förster ohne Revier" in Goldenbaum. Nonnen fuhr als erster Förster in Mecklenburg ein BMW-Motorrad mit Seitenwagen. Auch erhielt er viele Einrichtungsgegenstände aus den Schlössern und Wohnungen des Großherzogs zum Geschenk.
Andererseits spricht man aber auch von einer Liebschaft zu der italienischen Sängerin Mafalda Salvatini, die auf seine Empfehlung ein Engagement am Deutsche Opernhaus in Berlin erhielt. Sie hatte zwei Söhne, die mutmaßlich von Adolf Friedrich stammen. Die beiden Söhne Rolf und Horst blieben bis zu ihrem Tode verschwiegen. Rolf Gérard wurde ein international anerkannter Kostüm- und Szenenbildner und wirkte lange Zeit am Broadway in New York.
Die wohl verhängnisvollste Geschichte ist die über eine außereheliche Beziehung zur englischstämmigen Fürstin Daisy von Pleß. Ihr wurde vorgeworfen, dass sie während des I. Weltkrieges als Spionin vertrauliche Post des Großherzogs nach England geschmuggelt habe. Weil Adolf Friedrich wegen seiner familiären Beziehungen nach Großbritannien und wegen der Annexion Hannovers durch Preußen eher preußenfeindlich eingestellt war, wurden auch ihm Spionagevorwürfe gemacht.
Für seine Eskapaden soll ihm unter anderem ein Wohnhaus in Potsdam gedient haben. Die Anschrift lautet Alleestraße 9, das heutige Regine-Hildebrandt-Haus, Zentrale der SPD in Brandenburg.
Die gruseligste Angelegenheit ist aber die, dass er zwei Tage vor seinem Tod einen versiegelten Brief des Kaisers erhalten hat, der von seiner Cousine und Gattin des Kaiser-Sohnes Joachim von Preußen Prinzessin Maria Auguste persönlich überbracht wurde. In ihrer Begleitung befand sich auch ein Rittmeister der Garde. Während die Prinzessin Neustrelitz gleich nach der Übergabe des Briefes wieder verließ, quartierte sich der Gardeoffizier in dem nahe gelegenen Hotel "Mecklenburger Hof" ein. Nachdem man die Leiche des Großherzogs gefunden hatte, bezahlte der Offizier kühl seine Rechnung und reiste wortkarg ab.
Man mag sich alles weitere selbst zurecht legen. Jedenfalls konnten weitere Details zum Ableben des Großherzogs nie ermittelt werden.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde sein Leichnam am 3. März 1918 nach Mirow überführt. Adolf Friedrich hatte zuvor bereits verfügt, dass er auf der Schloßinsel bestattet werden solle. Damit vermied er auch einen gewichtigen Konflikt. Denn als Oberbischof der Strelitz'schen Landeskirche wäre ihm als Selbstmörder ein kirchliches Begräbnis versagt worden. Eine Bestattung in der der alten Johanniterkirche angebauten Familiengruft wäre nicht möglich gewesen. So ruht er heute auf der sogenannten "Liebesinsel". Auch das Denkmal an seinem Grab, eine antike Säule, die von einer Schlange umwunden wird, gab der Bevölkerung Rätsel auf: sollte es sich hier gar um eine Anspielung auf eine "falsche Schlange" handeln? Gekrönt wird das ganze Mysterium jedenfalls von dem sich haltenden Gerücht, dass sein Leichnam bis heute nicht vollständig verwest sein soll.
Von soviel Tragödie beeindruckt trugen unsere Mägen inzwischen tiefe Trauer und wollten wieder aufgepäppelt werden. Also marschierten wir zurück zu den Motorrädern,
wo wir in die "Alte Schloßbrauerei" einkehrten.
Auf der Terrasse am See war es ziemlich frisch, weil die Sonne heute arge Schwierigkeiten hatte, sich gegen die Wolken durchzusetzen. Aber ab und zu schaffte sie es doch. Nach vollrichteter Mahlzeit brachen wir wieder auf, allerdings nicht ohne kurz ins Mittelalter einzutauchen.
Über das Schloßgelände
und am Tor vorbei
waren wir bald wieder auf offener Straße.
Hier mussten wir die geplante Tour ändern. Eine Baustelle machte die Durchfahrt der Ortschaft "Troja" und die Passage des "Kulturkosmos" unmöglich. So passierten wir die Baustelle entlang der B198.
Hinter Vipperow drehten wir wieder nach Süden und fuhren auf herrlich schmalen Straßen am Melzer See und dem Großen Kiever See entlang.
Hinter Sevekow erwartete und ein etwa drei Kilometer langes Stück Kopfsteinpflaster,
das so manche Ärmchen ermüden ließ. ;-)
Quer durch das erfolgreich verhinderte Bombodrom düsten wir recht flott über Dranse, Schweinrich, Neu Lutterow, Flecken Zechlin, Dorf Zechlin, Möckern und Linow nach Rheinsberg,
wo wir traditionsgemäß zu Füßen des Kronprinzen Friedrich unsere Rösser abstellten.
Gegenüber wartete nicht nur der Ratskeller auf uns.
Auch war wieder einmal Markttag
und so erregten wir mit unserer Horde auch entsprechendes Aufsehen und unsere stählerne Herde wurde sofort zu einem vielzahligen Fotomotiv.
Wir passten das Mobiliar der Terrasse schnell an unsere Anforderungen an, so dass wir an einer gemeinsamen Tafel Platz nehmen konnten.
Nach Kaffee und Kuchen gab es auch wieder einen offiziellen Akt: Steffi und Martin wurden zu Trägern des "Güldnen Bandes" gekürt.
Inzwischen hatte sich Enrico zu uns gesellt. Gemeinsam ging es jetzt auf die Schlussetappe nach Kremmen.
Über Braunsberg, Schwanow, Köpernitz, Heinrichsdorf und Dierberg fuhren wir in das Ruppiner Land ein und passierten Alt Ruppin, Nietwerder und Radensleben,
bevor wir auf dem Plattenweg über Pabstthum und Wall
nach Beetz und Sommerfeld kamen und schließlich unseren Startpunkt Kremmen erreichten.
Während sich die einen schon verabschiedeten,
ließen die anderen diesen Ausfahrtentag gemütlich ausklingen.
Auch wenn die Temperaturen heute nicht ganz das gewohnte Maß erreichten, blieb der stete Sonne-Wolken-Mix durchgehend trocken. So hatten wir doch beste Bedingungen auf unseren 239 Kilometern, die wie der gesamte Tag in bester Laune und mit einer lustigen Truppe zurück gelegt wurden.
Bis zum nächsten Mal!
Gruß Ron