Hexen, Luther, Treuenbrietzen 15.06.2014



Was diese drei "Hexen, Luther, Treuenbrietzen" miteinander zu tun haben, dieser Frage wollten hier heute auf den Grund gehen.

Also trafen sich morgens an der Brücke Anni, Britta, Kerstin und Peter, Manuela, Steffi, Sybille, Uta und Ole, Berni, Boris, Christian, Fred, Ralf, René, Ronny, Stefan, Ulli, Xavier und ich bei schönstem Wetter.







Nach Kaffee und Frühstück (ja, ja, altes Thema) nahmen wir Aufstellung in Richtung Potsdam



und legten ab.



Über die Glienicker Brücke fuhren wir nach Potsdam hinein und kämpften uns durch den sonntäglichen Verkehr.









Aber bald war offenes Land erreicht und so ging es auf größeren und bald auch schmaleren Pfaden weiter.









Wir drehten heute eine große Runde durch das Havelland. Bornim, Marquardt, Falkenrehde, Ketzin/Havel, Etzin, Tremmen, Gohlitz und Quermathen hießen die ersten Passagen, bevor wir bei den Windmühlen vor Berge unsere Einreihpause einlegten.











Viel gab es nicht zu besprechen und so konnte es bald weitergehen.



Ein kurzes Stück mussten wir nun die B5 in Kauf nehmen, um sie bei Ribbeck wieder zu verlassen. So richtig haben wir den Birnenbaum dort nicht zu sehen bekommen, also düsten wir weiter vorbei am Flughafen bei Paulinenaue und drehten auf einen weiteren Plattenweg ab.





Dieser führte uns nach Wagenitz, unserem ersten Zwischenziel heute.



Dort steht dieses Bauwerk.



Damit hatte es folgende Bewandtnis: Heute "Schwedenturm" genannt, handelte es sich bei diesem Gebäude früher um den frei stehende Küchenbau des Schlosses derer von Bredow in Wagenitz. Die Schlossanlage wurde in den Jahren 1571-87 errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Wagenitz von marodierenden schwedischen Soldaten heimgesucht, die den Ort plünderten und brandschatzten. Auf Geheiß des Herrn von Bredow wurden die Soldaten gefangen genommen und "in die Weiden gebaumelt", also gehenkt. Wenige Tage später traf ein größerer Trupp schwedischer Söldner ein, die sich bitter rächten: bis auf einen Sohn, der sich in einer Schule in Wittenberge aufhielt, wurde die gesamte Familie von Bredow ausgelöscht und das Schloss niedergebrannt.

Aber das Schloss war auch Schauplatz der ersten Butterhexen-Story: es geht die Sage, dass der Buttertopf der örtlichen "Hexe" niemals leer werden konnte und sie stets frische Butter verkaufen konnte. Die Leute waren schon sehr misstrauisch und so legte man sich auf die Lauer. Eines Nachts beobachtete man, dass aus dem Haus der Frau, in dem "lodernde Feuer tanzten", eine spindeldürre Katze in den Keller des Schlosses schlich. Rund und fett kam sie wieder heraus und lief zurück zum Haus der Hexe und spie dort die frische Milch direkt in den Buttertopf hinein. Das hatte die Leute so aufgebracht, dass eines Tages die alte Frau tot mit "umgedrehtem Halse" in ihrem Haus entdeckt wurde. Natürlich schrieb man diese Tat dem Teufel zu, der sie zu sich geholt habe.









Wir brachen wieder auf



und fuhren weiter über die B188 nach Stechow, wo es dann wieder beschaulicher wurde.



Entlang des Ferchesarer Sees erreichten wir bald Semlin, wo wir einen weiteren Stopp einlegten.



Hier steht dieses Denkmal:











Es erinnert an Anna Roppien, die sich im Jahr 1672 des unsäglichen Verbrechens schuldig machte, unreine Butter verkauft zu haben. Die Haare und die Wolle, die man in der Butter fand, wurden schnell als Teufelszeug identifiziert und die arme Anna konnte leugnen soviel sie wollte aber spätestens die "peinliche Befragung" gab ihr den Rest. Unter der Folter gestand sie ihre Kollaboration mit dem Satan und so landete sie schließlich auf dem Scheiterhaufen. Und das zu einer Zeit, als der Hexenwahn in Deutschland schon abebbte, fand die letzte Hexenverbrennung im Havelland statt.







Jetzt wollten wir in Richtung Brandenburg fahren, um dort die Mittagspause einzulegen. Aber es erwies sich als sehr schwierig, einen Gasthof zu finden, der bereit war, uns aufzunehmen. Christian hatte es übernommen, nach einem geeigneten Lokal herum zu telefonieren und war glücklicherweise fündig geworden. Also konnten wir gezielt zu unserer Futterluke fahren.







Hinter Rathenow, Gräningen, Marzahne und Brielow drehten wir eine Runde um den Beetzsee, um in Mötzow Essen fassen zu können.







Die Leute waren wirklich fleißig und so klappte es mit dem Essen sehr gut und bald waren alle pappsatt. So konnte es auf die nächste Etappe gehen.



Zunächst ein Stück durch Brandenburg an der Havel



führte uns der Weg nun über Reckahn, Krahne, Golzow, Ragösen, Schwanebeck, östlich vorbei an Bad Belzig und die A9 kreuzend über Niemegk und weiter nach Zeuden.











Kurz darauf passierten wir in der Einmündung nach Marzahna den Ort, wo das "Corpus Delicti" zu finden ist, das uns heute die Kaffee-Einladung des Bürgermeisters von Treuenbrietzen einbrachte.

Ein kleiner Rückblick: im letzten Herbst mussten wir diesen Schandfleck brandenburgischer Kultur entdecken:



Da hatte man dem sogar besungenen Örtchen Treuenbrietzen doch tatsächlich ein "R" geklaut. Das konnten wir als märkische Patrioten natürlich nicht auf sich beruhen lassen und so wurden sämtliche Behörden in Marsch gesetzt, um diesen Fauxpas zu beseitigen.

Der zuständigen Verkehrsmeisterei war der Vorgang auch wirklich peinlich und schon bald war das Schild für eine Generalüberholung abgenommen worden.



Aber offenbar war ein neues Schild nicht mehr im Haushalt vorgesehen und so begnügte man sich mit einer übergeklebten Korrektur. Nach vierzehn Tagen konnten wir also Vollzug melden:



Tja und dann hieß es ein bißchen zu schnorren. Also wurde der Bürgermeister von Treuenbrietzen kontaktiert und der lud uns tatsächlich zu einem Kaffee ein, wenn wir im nächsten Jahr die Stadt zu den "Sabinchen-Spielen" besuchen würden. Heute war es soweit. Also näherten wir uns der Stadt und mussten uns durch die Absperrungen kämpfen.





Nachdem wir die Rösser geparkt hatten, gingen wir jetzt zu Fuß auf die Suche nach dem Bürgermeister und dem versprochenen Kaffee.





Und wir wurden auch fündig. An der Bühne trieb unser "Eisbrecher" Berni den sakko-gekleideten Bürgermeister auf und -peinlich, peinlich- mussten wir dann in einem Interview der versammelten Bürgerschaft noch einmal erzählen, wie heldenhaft wir den guten Ruf der Sabinchen-Stadt verteidigt hatten.;-)







Na und dann konnten wir uns unsere Belohnung abholen.







Danach konnten wir unsere Reise fortsetzen. Also ging es zurück zu den Maschinen.









Leider kam damit das geplante Programm zu kurz, denn das sollte uns noch zur "Luther-Linde" führen. Deshalb soll die Geschichte von Luther und Treuenbrietzen kurz erzählt werden: Treuenbrietzen ist aus einer erstmals 1208 nachgewiesenen Burg der Askanier hervorgegangen, deren Vorgänger ein slawischer Burgwall war. Die Stadt hieß ursprünglich einmal nur "Brietzen" und davon haben wir in Brandenburg ja ein paar. Der Name leitet sich aus dem slawischen "bryzna" ab, was soviel wie "Birkenwald" heißt. Als es nach dem Aussterben der askanischen Herrscherlinie zur neuen Belehung des Landes an die Wittelsbacher kam, versuchte ein Hochstapler -der "Falsche Waldemar"- das Land unter seine Kontrolle zu bringen, weil er sich als ein Nachkomme der Askanier ausgab. In seinem Zug durch das Land versperrte ihm Brietzen den Zugang und blieb damit den Wittelsbachern "treu". Zum Dank und als Auszeichnung wurde die besonders "treue" Stadt dann auch so genannt. Seitdem heißt die Stadt eben "Treuenbrietzen".

Und das ganze wurde als Motiv auf einem Notgeld-Schein aus dem Jahr 1921 festgehalten:



Als Martin Luther (10.11.1483-18.02.1546) zur Verkündung seiner Thesen nach Treuenbrietzen kam, wollte er in der nördlich gelegenen Marienkirche seine Predigt halten. Die Kirche verweigerte ihm aber den Zugang und so war er gezwungen (wie übrigens in vielen anderen Städten auch), unter freiem Himmel zu reden. Genauer gesagt hatte er dies im Schatten einer Linde direkt vor der Kirche getan. Diese Linde wird seit dem die "Luther-Linde" genannt.

Auch dies war den Gelddruckern ein Motiv wert:



Jetzt bleibt nur noch die Frage was denn nun ein Martin Luther mit den Butter-Hexen zu tun hatte. Die Antwort ist leider ein wenig enttäuschend, denn so "modern" und reformerisch der Mönch war, war er doch tief verwurzelt im Alten Testament und dem Aberglauben seiner Zeit. Kurzum: er war ein Verfechter der Hexen-Verfolgung. So hieß es in seinen Predigten: „… sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen; … Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird; … Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann; … Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder… Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“ (Danke Wikipedia!)

Aber zurück zur Tour. Wir fuhren die B2 in Richtung Norden und kämpften uns durch mühsame Baustellen.





Als wir nach Wittbrietzen (aha, schon wieder ein "Birkenwald") abbiegen wollten, gab es noch einen kurzen Schrecken. Die Nachhut blieb aus und wir befürchteten schon das Schlimmste.



Aber glücklicherweise handelte es sich nur um eine schwächelnde Kawasaki. Nach kurzer Pause konnten wir den Trip nach Dobbrikow also fortsetzen.





Dort gab es dann AW+/-S und andere gute Dinge,



bevor es dann wieder ganz förmlich und "offiziell" wurde.



Uta wurde heute geadelt und in den "Orden vom Güld'nen Bande" aufgenommen.



Um erhöht zu werden muss man ja erst einmal tief fallen. Und Uta fiel (zum sichtbaren Schrecken des Zeremonienmeisters) sehr tief. ;-)









Damit ließen wir den Tag dann ausklingen. Wie immer löste sich der Trupp hier halbwegs auf, weil der direkte Weg in heimatliche Gefilde lockte und so fuhr jeder seiner Wege.

Die Tour schlug mit 272 km zu Buche, die auf trockenem Boden und leicht bewölktem Himmel mit idealen Temperaturen (nicht zu warm, nicht zu kalt) zurückgelegt wurden. Und mit unserem Einstand "BBB goes Sabinchen-Spiele" gab es einmal mehr ein Novum!

Bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron