Ostwall 11.-12.06.2016
Bernard, Bernd, Britta, Eva, Gabriela, Gerald, Hans-Peter, Joan, Jörg (Gummibär), Jörg (JöTie), Karin, Kevin, Lutz, Markus, Martina, Mike, Mirko, Natascha, Nils-Ove, Ole, Patrick, Peggy, Ronald, Sabine, Solveig, Stefan, Thomas, Uwe, Xavier und ich wollten an diesem Wochenende ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte erhellen: wir wollten der Festungsanlage "Ostwall" einen Besuch abstatten.
So trafen sich 30 Leute mit 24 Moppeds morgens am Treffpunkt Bakersdrive Süd in Adlershof. Als ich selbst etwas verspätet eintraf, wurde ich mit einem Ständchen und Geschenken zum Wiegenfest begrüßt.
Es gab wie immer noch Kaffee und Brötchen,
bevor wir die Anker lichteten und die Reise nach Polen antraten.
Einen Zwischenstopp, der der Einreihpause und auch der Nahrungsaufnahme dienen sollte, legten wir am Märkischen Buffet in Wendisch Rietz ein.
Nun ging es schnurstracks gen Osten.
Durch das Lebuser Land kamen wir bald nach Frankfurt/Oder, das wir aber mit einer so starken Gruppe nicht passieren wollten. Also blieben wir ein Stück auf der Autobahn und erreichten schnell einen Tankstopp. Klar, dass der Tank- und Zeitplan so gestaltet war, dass wir uns auf der ganzen Fahrt mit dem etwa 30 Prozent günstigeren Sprit versorgen wollten.
Von nun an ging es wieder auf etwas schmaleren Pfaden durch unser Nachbarland.
Zwischendrin (und weil wir sehr gut in der Zeit lagen) gab es eine weitere kurze Pause.
Weiter ging es durch die Woiwodschaft Lebus bis zu einer ihrer Städte und unserem Ziel Swiebodzin, dem ehemaligen Schwiebus.
Dort am Hotel Sen angekommen, wechselten wir schnell die Klamotten und trafen uns vor dem Hotel wieder.
Es ging jetzt etwa 15 Kilometer nach Norden in den Ort Pniewo, wo uns ein Museum ganz besonderer Art erwartete.
Hier bei Pniewo verlief einst der sogenannte "Ostwall" oder "Festungsfront Oder-Warthe-Bogen". Dies war eine unterirdische Festungsanlage, die in Form einer durch kilometerlange Tunnel miteinander verbundener Gefechtsbunker den Landstreifen zwischen der Warthe im Norden und der Oder im Süden militärisch sichern sollte. Nicht nur, dass aus den kleinen oberirdischen Kuppeln geschossen werden konnte, waren auch Granat- und Flammenwerfer installiert. Insgesamt waren von den etwa 100 Kampfanlagen 27 von ihnen über ein Tunnelsystem von einer Strecke über 35 Kilometer verbunden, die zum Teil bis zu 40 Meter tief in das Erdreich vorgetrieben wurden. Neben den Bunkeranlagen gehörten auch Panzergräben (die bei Bedarf geflutet werden konnten) und Panzersperren (Beton-Höcker) zur Festungsanlage. Mit den Planungen für diese Anlage wurde schon Ende der Zwanziger Jahre begonnen. Im ersten Schritt ging es nur um die wassertechnischen Anlagen, da der Versailler Vertrag keinen militärischen Ausbau erlaubte. Im Dritten Reich wurde der Versailler Vertrag ignoriert und so begann die Ausbaustufe im Jahr 1934.
Hier in Pniewo befand sich die "Werkgruppe Scharnhorst", die aus den Panzerwerken 716, 716a und 717 bestand. Während die Panzerwerke 716 und 716a teilweise gesprengt wurden, stiegen wir später in das Werk 717 ein, das bis heute völlig intakt ist.
Insgesamt wurden Millionen Tonnen Beton verbaut und –zig Kilometer Eisenbahnschienen, auf denen vor allem Munition transportiert wurde. Geplant waren hierfür Aufwendungen von über 600 Millionen Reichsmark. Allerdings verfügte Hitler im Jahr 1938 einen Baustopp, weil er den Ausbau des Atlantik-Walls für wichtiger hielt. So kam es, dass viele Einrichtungen wieder demontiert und abtransportiert wurden. Erst, als im Jahr 1944 die Verteidigungslinie wieder hergestellt werden musste, erfolgte die eigentliche Inbetriebnahme.
Allerdings erwies sich der ganze Aufwand als ziemlich sinnlos. Die fest installierten Granatwerfer waren ausschließlich nach Osten ausgerichtet und konnten nicht an das Kampfgeschehen angepasst werden. Die Flammenwerfer lagen abseits der Panzerrouten und kamen nicht zum Einsatz. Und die oftmals unzulänglich ausgebildete Besatzung aus Angehörigen des sogenannten "Volkssturms" war ihrer Aufgabe ohnehin nicht gewachsen. So konnte die Rote Armee, als sie die Festungslinie im Jahr 1945 erreichte, sie mühelos umgehen oder mit geringem Aufwand überwinden.
Später wurden die meisten Zugänge zur Anlage gesprengt, das Material (vor allem der wertvolle Stahl) abtransportiert (oder besser: "ausgeliehen") und die weiten Gewölbe von Zehntausenden von Fledermäusen bevölkert, die zwischen September bis März hier überwintern.
Unser Besuch der Anlage wurde von einem interessanten Vortrag unseres Deutsch sprechenden Museumsführers eingeleitet.
Dann ging es auf das weitläufige Gelände, immer von interessanten Ausführungen begleitet.
Schließlich erreichten wir den Eingang zum Bunker.
So tauchten wir in die Unterwelt ab.
Viele Einrichtungen waren mit zeitgemäßen Relikten garniert. Da, wo die Kulisse nicht mehr stimmig war, wurde sie von sehr detailgetreuen Wandzeichnungen ersetzt. Mit der Darstellung des Lebens in diesem Bunker hatte man sich wirklich viel Mühe gemacht.
Dann galt es, vom Bunker in den tief gelegenen Verbindungsgang hinabzusteigen.
Dass die Tunnel früher auf Schienen befahren wurden, konnte man noch heute nacherleben.