Fledermaus-Museum 06.08.2017



Bianca, Christian, Hartmut, Lutz, Martin, drei Ralfs (RaBe, Ralkam, Siero), Rene, Stefan, Tina und ich wollten heute erkunden, wie es unserem gefährdeten Mitbewohner, der Fledermaus in unseren Breiten so geht. Ganz spontan haben sich dann noch Gabriele und Bernd zu uns gesellt.

Am Treffpunkt Nord, der Bäckerei Junge, gab es noch Kaffee und Brötchen und zum Thema passend eine handvoll Fledermäuse als Touren-Bonbon. (Heute von René gesponsert. Danke!)





Wir legten in Richtung Norden ab und brachten die Stadt bald hinter uns.







Durch das Mühlenbecker Land ging es zunächst nach Nord-Ost. Dabei passierten wir die Orte Wensickendorf, Zehlendorf, Stolzenhagen und Wandlitz, bevor wir am Liepnitzsee unsere Einreihpause machten.



Richtig "eingereiht" ging es bald weiter.





Wir überquerten den Barnim weiter nach Osten und ließen Lanke, Biesenthal, Gratze, Brunow und Haselberg hinter uns. Hinter Möglin, Batzlow und Reichenberg erreichten wir im Ortsteil Julianenhof unser heutiges Ziel, das vom Naturschutzverein NABU betriebene Fledermaus-Museum, dem bis heute einzigen seiner Art in Deutschland.



Unsere Führerin durch das Museum nahm uns in Empfang und begann eine informative Runde über das Gelände.



Das ehemalige Stallgebäude eines märkischen Gutshofs aus dem 19. Jahrhundert wurde im Jahr 1998 vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) erworben und ab 1999 bis zur Eröffnung des Museums im Jahr 2006 saniert und ausgebaut. Nach dem Hauptgebäude wurde auch der ehemalige Eiskeller aus seinem ruinenhaften Dasein erlöst und in ein großes Winterlager der Flattermänner verwandelt.

Als erstes warfen wir einen Blick auf die Galerie der bei uns heimischen Fledermausarten.



Von den im Land Brandenburg vorkommende 17 Arten sind allein hier im Julianenhof 15 vertreten. Sie heißen Fransenfledermaus, Großes Mausohr, Abendsegler, Kleiner Abendsegler Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Braunes Langohr, Graues Langohr, Mopsfledermaus, Große Bartfledermaus, Zweifarbfledermaus, Bechsteinfledermaus und Mückenfledermaus.

Der letzte Name gibt schon einen Hinweis auf den Speisenplan der Tiere: vor allem Mücken und andere Käfer. Allein in einer Nacht schafft es zum Beispiel die Mücken- und Zwergfledermaus etwa 4000 Mücken im Flug zu fressen. Welch eine Großtat bei der derzeitigen Mückenplage!

Aber auch sonst sind die Flatter-Tiere nützlich für das biologische Gleichgewicht. Und das wird ihnen vom Menschen kaum gedankt. Immer mehr trägt er dazu bei, dass die Lebensräume der Microchiroptera zerstört werden. Der lateinische Name enthält übrigens eine Beschreibung dieser Tierart. Die kleinen Fledertiere (Mega… steht für den viel größeren Flughund) zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Flügel eigentlich "Hände" (chiro) sind. Die fünf Finger spannen die Flughaut auf, die mit den Beinen zusammengewachsen ist und bei schnellem Schlag genug Auftrieb erzeugt. Deshalb "fliegen" diese Tiere nicht, sondern "flattern". Das hat auch zu dem althochdeutschen Namen "Fledarmüs" geführt, von dem der heute bekannte "Fledermaus" übrig geblieben ist.

Ganz praktisch wurde uns gezeigt, was jeder Gartenbesitzer tun kann, um den Fortbestand der verschiedenen Arten zu sichern. Zum Beispiel, indem ein "Fledermaus-Kasten" aufgestellt wird, in dem die Tiere eine sichere Unterkunft finden.



Und damit das Bewusstsein schon bei den jüngeren Besuchern geweckt wird, gibt es hier auch viele Aktionen für Kinder, wie diese Bastel-Ergebnisse zeigen.



Auf einer Video-Übertragung konnten wir das Wuseln in den Wochenstuben (Nester für die Aufzucht der Jungtiere) beobachten.



Die Fortpflanzung ist hier auch gar nicht so einfach. Als hätten sie das Beispiel aus dem Tennis-Sport übernommen (wie es einer der Stars, der auch viele B's im Namen trägt, belegt), setzt sich die Befruchtung aus zwei Schritten zusammen. Wenn das Männchen mühsam seinen Teil der Arbeit erledigt hat, ist das Weibchen nämlich noch lange nicht fertig. Vielmehr wird wetterbedingt das Sperma im Körper eingelagert (könnte man etwa sagen "es wurde geklaut"?), um damit später das dann reife Ei zu befruchten. In der sicheren Wochenstube wird die Schwangerschaft ausgetragen bis das Junge vorerst noch blind und hilflos geboren wird. Ohne die Wochenstube (z. B. der erwähnte Kasten im Garten) wäre das Junge jetzt den Fressfeinden ausgeliefert (Marder, Katzen, Vögel). Fällt es einmal aus dem Kasten auf den Boden, dann sammelt es die Mutter schnell wieder ein und bringt es zurück (im Gegensatz z. B. zu den Vögeln).

Wir warfen noch einen Blick in den Eiskeller, der zu einem großen Lager saniert wurde





und betrachteten auch den Zugang zum Dach des Hauptgebäudes.





Hier, beim Ausflug der Tiere, werden regelmäßig die Bestände "durchgezählt". Diese Aktionen sind übrigens öffentlich, man kann sich also dazu anmelden und mitzählen.

Im Anschluss gab es noch einen kleinen Rundgang durch den Garten. Auf vielen Stelen wurden die Fledermausarten gezeigt, die hier nicht heimisch sind.

Unter anderem wurde hier auch der Vampir-Mythos erklärt: es gibt ihn nämlich wirklich, den "Vampir". Auf wenn es sich nicht um einen Blutsauger handelt. Vielmehr fügt er mit seinen Zähnen vorzugsweise Rindern kleine Ritzer zu und injiziert einen die Blutgerinnung hemmenden Wirkstoff. Dadurch blutet das Tier und die Fledermaus leckt das Blut beständig. Das sieht natürlich nicht sehr schön aus und so war dieses Bild schnell die Basis für gruselige Geschichten.





Und auf der "TuNichtFläche" im Fledermausgarten erfuhren wir, mit Hilfe welcher Pflanzen man im eigenen Garten dafür sorgen kann, dass durch das Anlocken verschiedener Insektenarten man indirekt für eine bessere Futterversorgung der Fledermäuse sorgen kann.



Wer noch mehr erfahren möchte, findet auf der Seite des Museums im Internet viele Informationen, einschließlich der Bastelanleitungen für die Fledermauskästen. Hier die Adresse:

http://www.fledermausmuseum-julianenhof.de

Für uns ging der Besuch zu ende. Wir hinterließen kleine finanzielle Spenden für die Führung und trugen uns auch in der Gästeliste (wichtig für die weitere Förderung des Museums) und dem Gästebuch ein und machten uns dann auf den Weg zum Mittagessen.

Das fand wenige Kilometer entfernt im Ort Bollersdorf mit Blick auf den Schermützelsee statt. Das Hotel und Restaurant trägt den Namen "Johst am See" (http://www.johst-am-see.de) und ist eine Empfehlung. Mit dem Essen klappte es dank Vorbestellung sehr gut und zügig. Es war reichhaltig, lecker und frisch zubereitet und preislich hielt es sich in Grenzen, was weiter unten in dem inzwischen touristisch erschlossenen Ort Buckow nicht immer so ist.





Auf einem längeren Stück des Weges ging es weiter südöstlich um Berlin herum.







Es ging also über Buckow, Garzin und Rehfelde nach Lichtenow, wo wir zunächst einen Tankstopp einlegten. Auf diese Idee war auch eine andere Motorradgruppe gekommen. So bevölkerten wir die Zapfstelle.



Nach Grünheide, Spreeau, Alt-Stahnsdorf und Philadelphia (ja, ja, auch das gibt es bei uns) fuhren wir weiter über Kolberg, Gräbendorf, Bestensee und Motzen.





Als wir Töpchin passiert hatten, legten wir kurz vor Wünsdorf eine kurze Pause ein.



Der letzte Sprint führte uns schließlich über Sperenberg, Trebbin, Ahrensdorf und Hennickendorf nach Dobbrikow, wo wir in die dortige Biker-Scheune zum Kaffee einkehrten.



Wie gehabt ging es von hier zurück zur Brücke. Auf dem Weg dorthin löste sich die Gruppe auf und jeder fuhr in heimatliche Gefilde.

Alles in allem schlug die Tour mit 266 Kilometern zu Buche. Viele interessante Dinge über unsere Flattermänner und auf den vielen Bildern konnte man sehen, dass die Tierchen eigentlich ganz sympathisch sein können.

Bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron