Kupferhammer Thießen 15.10.2017
Ist schon komisch: auf dem Atlantik wüten zwei Wirbelstürme und alles was wir davon abbekommen, ist die durch ihn am Rande des Sturm nach Norden aufgetriebene heiße afrikanische Luft. Die Wettervorhersage hielt jedenfalls, was sie versprach. Nämlich einen wolkenlosen blauen Himmel mit strahlender Sonne und Temperaturen bis zu 25 Grad. Das hatten wir noch nicht oft, dass wir Mitte Oktober noch einmal im Freien Mittag essen konnten. Aber der Reihe nach: morgens trafen sich an der Brücke Andreas, Bodo, Christoph, Detlev, Fredo, Jürgen, Manfred-M., Manuela, Ole, Rene, Solveig, Stefan (Stevie), Stefan (stevesan), Thomas, Uta, Xavier und ich zu Kaffee und Brötchen.

Gestärkt stellten wir uns zum Start in Richtung Potsdam auf.

In der gleißenden Herbst-Sonne ging es dann los.




Dem kleinen Mann hier rechts lieferten wir eine unterhaltsame Show. Jedenfalls hat er mit beiden Ärmchen gewunken.

Nachdem wir Potsdam durchquert hatten und nördlich entlang des Schwielowsees über Petzow und Kammerode in die Mittelmark einfuhren, legten wir bei Klaistow die Einreihpause ein.


Viel gab es nicht zu besprechen und so konnte es bald weitergehen. Borkwalde, Brück, Neschholz, Schwanebeck, Bad Belzig, Göritz, Stackelitz und Hundeluft (ja, ja, wir sind in Brandenburg) hießen die nächsten Ortschaften, bevor wir unser Ziel in Thießen erreichten.






Hier stellten wir zunächst unsere Maschinen ab. Einige sehr phantasievollen- aber nicht weniger eingängigen selbstgemachten Schilder der Nachbarn kündeten von schlechten Erfahrungen mit den hiesigen Besuchern. Also gaben wir uns Mühe, unauffällig zu bleiben.



So erreichten wir zu Fuß das Gelände des früheren Kupferhammers.

Der Kupferhammer in Thießen ist heute das letzte erhaltene historische Hammerwerk in Sachsen-Anhalt. Vermutlich schon vor dem offiziellen Gründungsjahr 1600 errichtet, war das heutige technische Denkmal noch bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in Betrieb.
Die Ansiedelung Thießen ist nachweislich etwa 300 Jahre älter. Am Ufer der Rossel, die auch den Hammer mit einer Wassermühle antreibt, gab es schon einige kleinere Ortschaften in dieser Zeit.
Nicht nachgewiesen- aber vermuten kann man, dass die ersten Kupferschmiede ihr Handwerk ursprünglich beim Schmied des Tobias-Hammers im thüringischen Ohrdruf erlernt haben und diese Technik mit ihrer Zuwanderung einbrachten.
Mit einem Kupferhammer wurden aus erhitzten, kleinen Kupfer-Rohlingen verschiedene Formen durch stetes Hämmern mit bis zu 200 kg schweren Kopfteilen alle möglichen Formen getrieben. Zumeist waren es Braupfannen, große Kessel und für den Privathaushalt der berühmte Kupferkessel für den Herd. Zunächst wurden die Rohlinge in Scheiben flachgehauen und danach durch Hochkanten und weiteres schlagen die runden Gefäße geformt. Solch ein Kupferkessel war oftmals das wertvollste Stück in der Küche. Als Mitgift konnte es wahrlich eine Anschaffung "fürs Leben" sein. Deshalb trennte man sich von solch einem Stück auch nicht, wenn es mal Risse bekam. Dies war dann das Handwerk der Kesselflicker, solch einen Schaden zu beheben. Allerdings waren die Kesselflicker eine für die ehrbaren Kupferschmiede lästige Billig-Konkurrenz. Oftmals wurde den reisenden Kesselflickern verboten, in einem Ort in der Nähe einer Kupferschmiede tätig zu werden. Zum Beispiel verbot dies eine königlich-preußische Verordnung vom 11. Juli 1735 für die churmärkischen Städte des Landes.
Bei einer kleinen Führung werde uns das Handwerk erläutert.







Leider war der Hammer doch nicht mehr in Betrieb. An dem alten Mühlrad waren zwei Schaufeln kaputt. So gab es keine Vorführung.
Jetzt konnten wir zum Essenfassen gehen. Der sonnige Hof des Dreiseitengehöffts war sehr einladend.



Nach vollendetem Mahl, das dank der Vorbestellung und entgegen anderer Erwartung (Warnruf der Köchin) sehr schnell auf den Tisch kam, konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Bei anhaltend strahlender Sonne fuhren wir los.



Der Weg führte uns über den Hohen Fläming durch Buko, Köselitz und Berkau, bevor wir bei Marzahna einen Tankstopp machten.

Danach ging es durch die Alte Zauche über Feldheim, Frohnsdorf, Klausdorf, Kemnitz, Zülichendorf und Nettgendorf nach Dobbrikow, wo wir zu Kaffee, Kuchen und Eis einkehrten. Bei dem tollen Wetter waren wir natürlich nicht allein. Schon auf der Straße geparkte Moppeds kündigten von einer übervollen Terrasse. Mit Mühe beschlagnahmten wir einen Tisch, an dem wir halbwegs zusammensitzen konnten.
Der Heimweg enthielt diesmal eine andere Variante, weil die Baustelle hinter Philippsthal eine Umfahrung erzwang. Wir fuhren eine sehr schöne Strecke, die eigentlich ein Revival war. Denn längst vergessen ist, dass dies früher, bevor der große Umbau der L40 (die heute fast die Ausmaße einer Autobahn hat) begann, die L40 und die K6960 einmal kleine Landstraßen waren, die an einer Ampelkreuzung aufeinanderstießen, die Standard-Anfahrt nach Dobbrikow war. Vielleicht sollte man die Strecke öfter fahren, denn immerhin erspart man sich fast vier Kilometer unliebsame Autobahn und hat angenehme Landstraßen unter den Pneus.
Nach 244 sommerlichen Kilometern ging eine zwar ungeplante – aber wirklich schöne Herbst-Tour zu ende.
Bis zum nächsten Mal!
Gruß Ron