30-jähriger Krieg in Brandenburg 08.04.2018



Zum Saisonauftakt 2018 wurden wir heute von einer strahlenden Sonne begrüßt, die uns auch den ganzen Tag über treu blieb und bis zum Abend für milde Temperaturen sorgte. So kann die Saison weitergehen!

Als Thema für die Ausfahrt nahmen wir den 400. Jahrestag des Beginns des 30-jährigen Krieges. Diese Überschrift werden auch noch andere Touren dieses Jahr haben. Aber heute wollten wir uns genauer anschauen, welche Bedeutung der Krieg für Brandenburg hatte und welche Überbleibsel davon heute noch zu finden sind.

Aber erst einmal trafen wir uns morgens zu Kaffee und Brötchen an einer gut gefüllten Spinnerbrücke. Mit dabei waren Anni, Benno, Bernd (Bernd W.), Bernd (Berni), Britta, Christian, Frank, Fredo, Hans-Peter, Jacqueline, Jeanette, Jens, Johannes, Manfred-M., Ralf (Ralkam), Ralf (Siero), Rolf, Ronald, Solveig, Stefan (Do-X Stefan), Stefan (Stevie), Thomas (Balu), Thomas (Flying Crosstourer), Thomas (Thomas117), Ulli und ich.



Mit 26 Leuten auf 25 Motorrädern lichteten wir die Anker und starteten in Richtung Potsdam.







Als wir die Stadt hinter uns gebracht hatten, kreuzten wir durch ein im Frühling noch etwas verschlafenes Brandenburg.







Hinter Fahrland, Kartzow, Priort, Wustermark und Wernitz legten wir nördlich von Etzin unsere Einreihpause ein.





Trotz der langen winterlichen Pause klappte es heute erstaunlich gut mit den 25 Moppeds. Es gab praktisch nichts zu verbessern und dies hielt auch bis zum Abend an. So konnten wir unsere Tour fortsetzen.



Das erste Etappenziel der heutigen Ausfahrt war nicht mehr weit. Nachdem wir Tremmen, Wachow, Päwesin, Bollmannsruh, Beetzseeheide und Butzow passiert hatten, drehten wir ein kurzes Stück nach Süden in Richtung der Stadt Brandenburg an der Havel und machten Halt in dem kleinen Örtchen Brielow.



Dem einen oder anderen von zurück liegenden Ausfahrten vielleicht schon bekannt, steht hier ein Naturdenkmal in Form eines riesigen Baumes, der sogenannten "Schwedenlinde".







Wie der Text auf der Tafel schon verrät: mit einem Stammumfang von etwa 12-13 Metern und einer Höhe von 23-25 Metern (es gibt da verschiedene Angaben) ist die Schwedenlinde der dickste Baum der Mark Brandenburg und mit seiner Höhe war das etwa 500 Jahre alte Gewächs auch schon vor 400 Jahren ein imposantes Merkmal in der Landschaft. Deshalb wählte die Braut eines hier gefallenen schwedischen Offiziers diesen Baum als Bestimmungsort für das Grab ihres Bräutigams, um es später wiederfinden zu können. Man kann also wahrhaftig sagen, dass es sich bei diesem Baum um einen Zeitzeugen des 30-jährigen Krieges handelt.

Und damit sind wir beim Thema: was war der 30-jährige Krieg eigentlich und was hatte Brandenburg damit zu tun? Und um am Ort zu bleiben: warum erlaubte man einer Schwedin eigentlich, für einen verfeindeten Offizier ein Grab anlegen zu dürfen?

Die Antworten sind entsprechend komplex. Vorweg eines: entgegen der allgemeinen Auffassung war der 30-jährige Krieg kein Religionskrieg. Vielmehr ging es immer um hegemoniale Interessen, also um die Vormachtstellung der verschiedenen Herrschaftshäuser. Und dies scheint eine Eigenschaft zu sein, die bis in die heutige Zeit viele religiös begründeten Auseinandersetzungen in sich tragen. Da wird die Religion bestenfalls als Motivator missbraucht, um die Hauptakteure, nämlich das einfache Volk, dessen vordringlichste Aufgabe immer war, für die Herrschenden ihr Leben herzugeben, an die Front zu bringen und gefügig zu machen, die Folgen des Krieges zu erleiden.

So auch im 17. Jahrhundert in Europa. Wie wir aus dem letzten Jahr wissen, war es niemals die Absicht des Martin Luther, die Kirche zu spalten. Er wollte sie lediglich unter einem gemeinsamen Dach erneuern. Weil dies aber die Herrschaftsstrukturen des Klerus massiv eingeschränkt hätte, wurden seine Thesen verbissen verfolgt. Hätte es zudem beim Deutschen Adel nicht das politische Interesse gegeben, sich dem Primat der römischen Kirche zu entziehen, hätte er wohl auch keine Unterstützung gefunden. So wurde die Reformation ein Selbstläufer. Immer mehr Fürsten traten dem Protestantismus bei und gerieten so nicht nur in Konflikt mit dem Pabst in Rom, sondern auch mit dem erzkatholischen Kaiser, der bereits seit Jahrhunderten vom Haus Habsburg gestellt wurde. Genauer: seit 1438 bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen im Jahre 1806, waren alle Kaiser Österreicher. Einzige Ausnahme war von 1742-45 Karl VII, ein Wittelsbacher, also bayerischer Landsmann.

Nichts wünschten sich die kaiserlichen und römischen Machthaber mehr, als die Abtrünnigen wieder unter Kontrolle zu bringen und eine massive Gegen-Reformation zu unternehmen. So waren die Auseinandersetzungen in Böhmen, wo sich der Landadel gegen den Kaiser- der zugleich böhmischer König war - auflehnte, nur eine Frage der Zeit. Kaiser Ferdinand zwang dem Land harte Rekatholisierungen auf und ignorierte die verbriefte Glaubensfreiheit seines Vorgängers Kaiser Rudolf II. So sah Kaiser Ferdinand aus:



Mit den ergriffenen Maßnahmen wurden auch die Rechte des Adels in Böhmen eingeschränkt. Die Lage spitzte ich zu, als in Braunau (gemeint ist der böhmische Ort und nicht der österreichische, der aus anderen Gründen traurige Berühmtheit erlangte) eine evangelische Kirche geschlossen wurde und zeitgleich eine andere nicht-katholische abgerissen wurde. Der Adel versammelte sich in Prag im Karolinum (Karls-Universität) und formulierte ein scharfes Schreiben an den König, der damit reagierte, derartige Treffen von sofort an verbieten zu lassen. Am 23. Mai 1618 gerieten böhmische Adelige schließlich mit den kaiserlichen Statthaltern in der Prager Burg zusammen. Dieses Treffen endete mit der ungemütlichen Verabschiedung der kaiserlichen Gesandten: man warf sie kurzerhand aus dem Fenster. Der als "Prager Fenstersturz" in die Geschichte eingegangene Stunt war schließlich der Auslöser für die kriegerischen Auseinandersetzungen, die 30 Jahre anhalten sollten und in ganz Europa unermessliches Leid an Leben und Gesundheit der Menschen sowie immense Schäden an Wirtschaft und Strukturen auslösen sollte.

Aber bleiben wir zunächst in Brandenburg. Im Jahr 1618 war von den Auseinandersetzungen im Süden fast nichts zu spüren. Das Land lag noch ruhig da und wurde regiert von Kurfürst Johann Sigismund. So sah er aus:



Allerdings war Johann Sigismund nicht unbedingt ein Mann der Tat. Den Großteil des Jahres verbrachte er mit der Jagd in den preußischen Wäldern. Ein Schlaganfall, den er im Jahr 1616 erlitt, machte ihn vollends handlungsunfähig. Und dabei galt es, in einer delikaten Frage noch eine Lösung zu verhandeln: die zweitälteste Tochter Marie Eleonore war noch nicht unter der Haube. So sah sie aus:



Aus kaiserlicher Sicht favorisierte man eine Verbindung mit dem katholischen Polen. Um aber den dynastischen Erhalt des Lehens des Herzogtums Preußen zu sichern, forcierte vor allem die Kurfürstin Anna von Preußen eine Heirat mit dem schwedischen Königshaus. Da traf es sich gut, dass sich ein gewisser Oberst Gars in Berlin aufhielt. Vielleicht war es eine besondere Art von Humor. Denn dieser Mann war nicht nur inkognito unterwegs, um sich im Deutschen Reich die politischen Verhältnisse anzuschauen und dabei auch nach einer Braut Ausschau zu halten. Sein Name war zudem ein Akronym, eine gesprochene Abkürzung. Denn "Gars" stand für "Gustavus Adolphus Rex Sueciae", es handelte sich also um niemand Geringeren als Gustav Adolf, dem König der Schweden.



Die Kurfürstin schaffte schnell Tatsachen und verbarg dieses Geheimnis auch vor ihrem Sohn Georg Wilhelm, der schon ein Jahr später die Regierungsgeschäfte von seinem Vater übernahm. Als es im Jahr 1620 dann zur Hochzeit kam, gab es die zu erwartenden diplomatischen Verwicklungen. Denn auch in Polen hatte man sich Hoffnungen gemacht, zumal - pikanterweise - die dortige regierende Familie der katholische Zweig des schwedischen Herrschergeschlechts der Wasa war.

Der nun Brandenburg regierende Kurfürst Georg Wilhelm



saß zwischen allen Stühlen. Einerseits wollte er die familiären Beziehungen nicht belasten und andererseits sah er sich zum Reich zugehörig. So erklärte er Brandenburg zunächst für neutral in dem Konflikt. Seine Haltung wurde ihm aber allseits eher als wankelmütig attestiert und so nahm man ihn - auch angesichts mangelnder militärischer Stärke - auf der Bühne der Akteure nicht wahr.

So weit der kleine Exkurs. Wir wollten nun weiter nach Westen und dann in den Norden zu weiteren Schauplätzen des 30-jährigen Krieges. So sattelten wir auf und starteten.



Zunächst westlich fuhren wir über Pritzerbe, Premnitz, Zollchow und Kabelitz und passierten kurz vor Tangermünde die Elbe.













Dann ging es im Wissen darum, dass viele der heutigen Ackerböden einst Blut getränkt wurden, weiter durch die Altmark nach Norden über Billberge, Hindenburg und Behrendorf, bis wir das nächste Ziel erreichten: die im heutigen Sachsen-Anhalt liegende kleinste Stadt des Landes Werben.









Wir hatten schon die Kirche St. Johannis passiert, an deren Mauern noch Spuren von Gefechten erkennbar sein sollen. Aber auch mangels Zeit stellten wir uns auf dem Marktplatz am Rathaus auf und nahmen den Ort genauer in Augenschein.



Hier in diesem Rathaus soll dereinst der Schwedenkönig Gustav Adolf genächtigt haben.



Aber allein deswegen wurde ihm vor der Tür nicht ein eigenes Denkmal errichtet.







So lauschten wir also ein paar weiteren Ausführungen zum 30-jährigen Krieg.



Entgegen also der allgemeinen Auffassung war das Verhältnis zwischen Brandenburg und dem Königreich Schweden eher friedlich bis freundschaftlich. Ganz im Gegensatz zu den eigentlichen Bündnisgenossen, dem kaiserlichen Heer und anderen eher feindlich gesinnter Kräfte.

Zunächst konzentrierte sich die Kämpfe auf den Süden des Kaiserreiches. So tobten die Kämpfe in Böhmen, in Bayern und der Kurpfalz. Diese erste Phase wurde Böhmisch-Pfälzischer Krieg genannt. Er dauerte bis 1623 und endete mit der Niederwerfung Böhmens und der bayerischen Herrschaft über die Pfalz. Der pfälzische Fürst verlor seine Kurfürstenwürde an den bayerischen Herzog. Alles in allem also ein Erfolg auf der ganzen Linie des Kaisers und seines Heerführers Wallenstein.



Gleich darauf begann aber die Phase des Dänisch-Niedersächsischen Krieges. Es war der französische König Ludwig XIII., der mit seiner anti-habsburgischen Politik ein Bündnis von norddeutschen Kräften schmiedete, um den Kaiser und die katholische Liga unter ihrem Heerführer Tilly zurück zu drängen.



So kam es zu dem Einmarsch des dänischen Königs Christian IV.



Damit begann die besondere Leidenszeit für die Mark Brandenburg, denn nun verschoben sich die Schlachtfelder immer weiter nach Norden und allein schon der Durchzug der Truppen ging einher mit Plünderungen, Vergewaltigungen und Totschlag. Ein Gemälde veranschaulicht diese Zeit.



Aber auch dieser Teil des Krieges endete mit einem Sieg des Kaisers und der Katholischen Liga. Nun sah es für den Protestantismus in Deutschland sehr schlecht aus. Mit einem endgültigen Sieg der Gegenreformation wären aber die Interessen der nordischen Länder berührt gewesen. So erschien der Einmarsch der schwedischen Truppen geradezu als Befreiung!

Gustav Adolf landete mit seinen Truppen am 6. Juli 1630 auf Usedom und schloss Bündnisse mit Brandenburg, Pommern, Mecklenburg und Sachsen. So vereint stellte man am 7. August 1631 die kaiserlichen Truppen bei Werben. Hier nahm Gustav Adolf sein Quartier im Rathaus und ließ vor der Stadt zur Elbe hin ein befestigtes Lager einrichten. Die als "Werbener Schanze" in die Geschichte eingegangene Anlage hatte etwa das folgende Aussehen:



Auf der linken Seite in der Mitte ist die Stadt mit der Kirche und dem Elbtor zu erkennen. Es gelang, die kaiserlichen Truppen in die Flucht zu schlagen.

So informiert drehten wir noch eine kurze Runde durch das sehr alte Städtchen



und passierten dabei auch das Elb-Tor. So sieht es von innen aus.



Und so von außen.



Wir fuhren ein paar Kilometer nach Räbel, wo wir mit der dortigen Fähre wieder auf das östliche Elbufer gelangen wollten.







Gesagt getan und die Fähre war auch gleich zur Stelle. Aber sie war schon voller Autos. So brauchten wir zwei Überfahrten.













Schließlich konnten wir vereint die Reise fortsetzen.



Aber gleich in Havelberg kehrten wir in einem Gasthof ein, der ein wenig versteckt liegt. In dieser schmalen Gasse steht die "Güldene Pfanne" schon seit 250 Jahren.





Wir stellten unsere Maschinen auf einer kleinen Wiese ab und stürmten das Restaurant.



Wir wurden auch gleich vom Wirt begrüßt und mit den örtlichen Kulinaria vertraut gemacht.





Die Professionalität unserer Gastgeber wurde auch recht zügig unter Beweis gestellt.













Die Portionen waren reichlich bemessen. Die fleischlichen Reste ließen manche aber nicht liegen sondern ließen sie sich einpacken.



Das Restaurant ist wirklich eine Empfehlung und hat sich in unserer Restaurant-Ecke im Forum ja auch schon verewigt.

Rundum satt konnte es also wieder auf die Straße gehen. Aber noch im Ort Havelberg legten wir auch den Tankstopp ein.



Nun ging es wieder östlich entlang der Grenze von Havelland und Priegnitz und das bei immernoch anhaltend strahlender Sonne.















Der Weg führte uns über Müggenbusch, Kümmernitz, Breddin und auf sehr schmalem Geläuf über Neuendorf nach Neustadt/Dosse mit einigen großen Pferdehöfen und Zuchtanlagen und schließlich nach Kampehl, wo wir eine weitere Rast einlegten.



Zum Kaffee enterten wir den Ritterhof und nahmen die Terrasse in Beschlag.



Wir waren nicht zum ersten Mal hier. Deshalb war es jedem freigestellt, einen Besuch in der benachbarten Kapelle zu unternehmen.



Denn dort gibt es eine ganz besondere Sehenswürdigkeit: den Ritter Kahlbutz zu Kampehl. Und gemeint ist er wirklich in Person.



Es handelt sich um die "verlederte" (natürlich mumifizierte) Leiche des Christian Friedrich von Kahlbutz (6. Mai 1651 – 3. November 1702). Auch wenn er erst nach dem Ende des 30-jährigen Krieges geboren wurde, soll er doch als Zeitzeuge herhalten. Von ihm wird die folgende Geschichte erzählt: der märkische Edelmann hatte sich in der Schlacht bei Fehrbellin 1675 große Verdienste erworben. Zum Dank dafür hatte ihn der "Große Kurfürst" Friedrich Wilhelm mit dem Gut Kampehl als Erblehen beschenkt. Zu den Privilegien des Ritters Kahlbutz gehörte das aus dem tiefsten Mittelalter stammende "ius primae noctis", das "Recht der ersten Nacht". Dies besagte, dass der Landesherr nach jeder vollzogenen Hochzeit der Untertanen die erste Nacht mit der Braut verbringen durfte.

Dass der Bräutigam nicht immer amüsiert darüber war, wurde in der Person des Schäfers Pickert aus dem benachbarten Bückwitz deutlich. Nachdem dieser die Dienstmagd Maria Leppin geheiratet hatte und diese sich der ersten Nacht mit dem Ritter verweigerte, stellte Kahlbutz den Schäfer zur Rede. Am Bückwitzer See trafen die Männer aufeinander. Im Verlauf der Auseinandersetzung soll der Ritter den Schäfer erschlagen haben. Die junge Witwe erhob Klage vor dem Gericht in Dreetz und mangels Tatzeugen forderte man von dem Ritter einen Reinigungsschwur.

Dieser erhob die rechte Hand und beschwor seine Unschuld. Allerdings fügte er die Worte hinzu: „Wenn ich doch der Mörder bin gewesen, dann wolle Gott, soll mein Leichnam nie verwesen.“

Na ja und das ist nun das Ergebnis. Eine Mumie, die man nicht zur Ruhe kommen lässt und dadurch zugleich natürlich auch eine Einnahmequelle für den Ort Kampehl. Verglichen mit dem Zustand noch vor wenigen Jahren, hat sich rund um die Kirche eine ganze Menge getan, um die von Ritter Kahlbutz angezogenen Besucher zu versorgen.

Aber wir wollen der Wahrheit doch ein wenig Platz einräumen: Denn auch, wenn man hier auf das Mysterium rund um den Ritter beharrt, darf natürlich nicht ganz unerwähnt bleiben, dass es schon eine rationale Erklärung für dieses Phänomen gibt. Es ist auch ganz einfach: Schuld hat der märkische Sand! Wenn ein Sarg z. B. durch einen Schaden nicht luftdicht ist, so dass das Wasser im Gewebe einer Leiche schnell vom sandigen Boden aufgenommen werden kann, dann trocknet ein Körper schnell aus und lässt die Haut verledern und verhindert so die Verwesung. Man hat solche Arten von Mumien schon einige in den Grüften der brandenburgischen Kirchen gefunden. Nur wird um diese eben kein solches Aufhebens gemacht, wie um den alten Kahlbutz.

Es sollte nun zum letzten Ziel dieses Tages gehen. Also ließen wir die Motoren wieder laut werden und fuhren vom Hof.



Über Bückwitz, Ganzer, Temnitztal, Rohrlack, Garz und Manker näherten wir uns der Stadt Fehrbellin, die wir durchfuhren und hinter Tarmow nach Hakenberg gelangten und zu dem dortigen Denkmal.









Hier müssen wir zunächst den 30-jährigen Krieg zu Ende bringen. Am 16. November 1632 wendete sich das Blatt. Bei der Schlacht von Lützen verlor König Gustav II. Adolf sein Leben. Ohnehin schon kurzsichtig, konnte er eine verwirrende Situation auf dem Schlachtfeld nicht richtig einschätzen und so fiel er einer Attacke des Gegners zum Opfer. Damit ging auch das Glück der Schweden zu Ende. Zunächst kopflos mussten sie sich zunächst sammeln und aus der anfangs schon gewonnen geglaubten Schlacht gingen sie als Verlierer hervor.

Die protestantische Seite musste nun neue Bündnisse schließen. So hielten die Kämpfe an bis zur entscheidenden Schlacht von 1634 bei Nördlingen. Dort unterlagen die Protestanten. Weil aber die kaiserliche Seite auch nicht ohne Verluste blieb, begann man im Folgejahr Friedensverhandlungen, die 1635 zum Prager Frieden führten. In diesem Friedensvertrag schlossen sich alle protestantischen Fürsten wieder dem Kaiser an, der in Sachen Glaubensfreiheit massive Zugeständnisse machte. Nunmehr wurde wieder der äußere Feind als der eigentliche Gegner gesehen. Das heißt, Frankreich und Schweden waren nun die gemeinsamen Feinde.

Aus der Perspektive Brandenburgs hatten sich auch familiäre Veränderungen ergeben. Die Schwester des Kurfürsten und Witwe des schwedischen Königs hatte nun einen sehr schweren Stand in Stockholm. Sie wurde oft geschnitten und wenig bei Hofe respektiert. Die Tochter und legale Thronfolgerin Christina war zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters gerade fünf Jahre alt. So sicherte dies zwar die Stellung der Mutter als Vormund und Regentin. Aber als die Tochter den Thron bestieg, wurde die Mutter schnell vom Hof verbannt und sie nahm ihren Witwensitz auf Schloss Gripsholm ein. Später flüchtete sie nach Dänemark und hielt sich wechselnd in den Niederlanden und in Preußen auf. Kurz vor ihrem Lebensende kehrte sie jedoch nach Stockholm zurück.

Für das Verhältnis zwischen Schweden und Brandenburg verhieß dies natürlich nichts Gutes. Ohne weitere Zurückhaltung wüteten die Schweden viel schlimmer als zuvor. Dieses Treiben grub sich tief in die kollektive Erinnerung der Märker ein. Bis heute erzählt man sich Gruselgeschichten von kopflosen Gespenstern, die sich als Dänen oder Schweden erweisen.

Mit dem Prager Frieden hätte eigentlich wieder Ruhe in Europa einkehren können. Aber in diesem Fall waren es die Franzosen, die das Rad weiterdrehten. Sie sahen sich mehr und mehr von ihrem Erzfeind, dem Hause Habsburg umzingelt. So schlossen sie Allianzen im Süden mit Florenz und Venedig und lieferten sich kleinere Gefechte auf deutschem Boden.

Im Jahr 1643 begannen die Verhandlungen für einen umfassenden Friedensvertrag in Münster und Osnabrück. Fünf Jahre sollte es noch dauern, bis der Westfälische Frieden eine Neuordnung in Europa manifestierte.

Die Folgen des Krieges waren für alle Seiten verheerend. Brandenburg hat es dabei besonders getroffen: ganze Landstriche wurden entvölkert und fielen wüst. Städte wie Nauen, Frankfurt, Neuruppin, Potsdam, Charlottenburg oder Spandau hatten Verluste an Menschen von bis zu 70 Prozent zu verzeichnen. Und was der Krieg nicht schaffte, vermochten die von den Soldaten eingeschleppten Krankheiten. Die rote und die schwarze Pest rafften die Menschen dahin, auch wenn nicht geschossen wurde. Das eigens dafür gegründete Berliner Siechenhaus wurde eine bedeutende medizinische Einrichtung, die heute besser bekannt ist als "Charité".

Bereits im Jahr 1640 war Kurfürst Georg Wilhelm in Königsberg gestorben. Weil man in den Kriegswirren seinen Leichnam nicht überführen konnte, ist er der einzige Kurfürst, der dort und nicht in Berlin beigesetzt wurde. Ihm folgte sein Sohn Friedrich-Wilhelm, der sich später den Ehrentitel "Der große Kurfürst" erwarb. Und das mit der "Schlacht bei Fehrbellin". Auf einer Schautafel wurden Details erklärt.



Es ging um den Einfall der Schweden im Jahr 1675. Der Kurfürst war gerade in einen Krieg mit den Franzosen verwickelt, als die Kurmark überfallen wurde. Sogleich trat man den Marsch nach Hause an. Als man am Schauplatz eintraf, vermochte es ein relativ kleines brandenburgisches Heer die ihnen gegenüberstehende schwedische Übermacht vernichtend zu schlagen. Damit wurde der militärische Aufstieg des vorher eher unbedeutenden Brandenburg-Preußens begründet und die Hohenzollern waren im Ränkespiel der Mächtigen Europas angekommen.

Damit war das Thema des Tages genug beleuchtet und wir fuhren das letzte Stück des Weges nach Kremmen.

















Dort ließen wir den Tag nach 264 Kilometern ausklingen. Ein ingesamt gelungener Saisonstart, der wettertechnisch alles hergab und fahrtechnisch nichts zu wünschen übrig ließ und dass es dabei immer auch lustig zuging, ist schon den Bildern anzusehen.

So kann es weitergehen!

Bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron