Prag 18.-21.05.2018



An der alljährlichen Pfingsttour hatten wir diesmal eine Rekord-Teilnahme zu verzeichnen. Insgesamt 30 Leute auf 25 Maschinen wollten mit in die Hauptstadt der Tschechischen Republik Prag fahren. Nicht nur, dass es zum Jahresthema "30-jähriger Krieg" passte und den Ort des Anlasses – den Prager Fenstersturz – ausmachte, verhieß es wohl auch einen kleinen interessanten Städtetrip, in dieser Art das erste Mal bei den Berlin-Brandenburg-Bikern.

Mit dabei waren Anni, Bernard, Bernd, Evelyne, Frank, Gerald, Jeanette, Jens, Jonas, Jörg (JöTie), Jörg (Jörg Bandit 1200), Lutz, Manfred-M., Martina, Michael, Mirko, Natascha, Patrick, Ralf (Ralkam), Ralf (Siero), Ralf (ralfr12r), Rolf, Sabine, Stefan (Do-X Stefan), Stefan (stevesan), Sybille, Thomas, Uwe, Xavier und ich.

Entsprechend der angepeilten Himmelsrichtung trafen wir uns morgens am Treffpunkt Süd-Ost in Adlershof und je nach Lust und Laune noch auf einen Kaffee mit oder ohne Brötchen.



Mehr oder weniger pünktlich legten wir schließlich ab und düsten über die BAB aus Berlin hinaus.



Wir verließen die Gummi-Raspel an der Ausfahrt Luckau und umkurvten selbiges auf der B87, bevor wir weiter nach Süden rollten.







Mit 25 Bikes ist ein Halt immer schwierig. So wählten wir einen Parkplatz für einen ersten Stopp.



Nach ein paar weiteren Kilometern legten wir den ersten Tankstopp ein.









So langsam wurde die Gegend schöner, bergiger und auch kurviger. An der Elbe entlang und an Meißen und Dresden vorbei schraubten wir uns weiter ins Böhmische.









Auch eine Baustelle konnte uns nicht aufhalten. Die Bauleute ließen und passieren.





In Waldbärenburg kehrten wir in die Riedelmühle zu Mittag ein.









Dank der Vorbestellung klappte es auch hier zügig und so konnten wir bald pappsatt die Reise fortsetzen.



Bis zur Grenze war es nun nicht mehr weit. So erklommen wir die Höhen von Altenberg und Zinnwald und schon war es vollbracht.









Und auch bis zu unserer Unterkunft lag der weitaus größte Wegesteil schon hinter uns. Nach weiteren etwa 70 km erreichten wir das Ziel.







Nach anfänglichem wildem Parken, wurden wir von der Hauschefin zu einem kleinen Häufchen zusammengetrieben. Wir sollten zusammenstehend nah am Haus parken, damit der eigens angeheuerte Wachmann alle Maschinen ständig im Blick haben würde. Also taten wir, wie uns geheißen.





Dann machten wir die Zimmer klar und trafen uns bald auf "unserer" Terrasse wieder zu einem ersten "Feierabend-Bier".





Das Abendessen ließ nicht lange auf sich warten. Zugegeben: es war ein wenig übersichtlich. Aber immerhin: niemand musste hungrig ins Bett gehen.





So wurde der erste Abend dann gemütlich.









Am nächsten Morgen wartete das Frühstück in unserem "Saloon" auf.



Es dauerte nicht lang, bis unser heutiges Gefährt eintraf: ein eigens georderter Bus, der uns in die Prager Innenstadt bringen sollte.







So starteten wir und konnten bald die ersten Eindrücke bildlich noch im Bus einfangen.





Wir wurden direkt an der Stefans-Brücke abgesetzt, wo unser Dampfer wartete, der uns eine knappe Stunde über die Moldau schippern sollte.



Unser Irrtum war nur, dass es sich nicht über das geräumig aussehende erste Boot handelte, sondern um das hintere etwas knapper bemessene.



So rauften wir uns auf dem Vor- und Achterdeck zusammen und dann konnte es losgehen.



















Wir fuhren ein Stück nach Süden, also flussaufwärts, und konnten einen Blick auf viele Sehenswürdigkeiten werfen. Bei einer der Stauwehre der Moldau (von diesen "Wellen" soll die Stadt auch ihren Namen haben) drehten wir wieder zurück nach Norden.

















Nach der Rundfahrt teilten wir uns in mehrere Gruppen und durchwanderten die Prager Altstadt. Hier ein paar Impressionen davon.

















Zwischendurch hieß es auch Essenfassen.





Die Spaziergänger näherten sich der von Menschen überlaufenen Karls-Brücke und gelangten auf den der Altstadt gegenüber gelegenen Stadtteil namens "Kleinseite". Dort befindet sich die Deutsche Botschaft und die Prager Burg.







































So sah die Eintrittskarte zur Burg aus:

















Und hier der "Tatort":



Ein kleiner historischer Einschub: Kaiser Ferdinand versuchte die sich ausbreitende Reformation mit drakonischen Maßnahmen zurück zu drängen. So zwang er – zugleich böhmischer König – seinem Land harte Rekatholisierungen auf. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sich der überwiegend der Reformation angehörige Landadel gegen den König erheben würde. Spätestens, als die von Ferdinands Vorgänger Kaiser Rudolf II. verbriefte Glaubensfreiheit ausgesetzt wurde, kochten die Gemüter über. Als dann auch noch eine evangelische Kirche geschlossen wurde und zeitgleich eine andere nicht-katholische abgerissen wurde, war dies der Funke an der Lunte zum Pulverfass. Der Adel versammelte sich in Prag im Karolinum (Karls-Universität) und formulierte ein scharfes Schreiben an den König, der damit reagierte, derartige Treffen von sofort an verbieten zu lassen. Am 23. Mai 1618 gerieten böhmische Adelige schließlich mit den kaiserlichen Statthaltern in der Prager Burg zusammen. Dieses Treffen endete mit der ungemütlichen Verabschiedung der kaiserlichen Gesandten: man warf sie kurzerhand aus dem Fenster. Der als "Prager Fenstersturz" in die Geschichte eingegangene Stunt war schließlich der Auslöser für die kriegerischen Auseinandersetzungen, die 30 Jahre anhalten sollten und in ganz Europa unermessliches Leid an Leben und Gesundheit der Menschen sowie immense Schäden an Wirtschaft und Strukturen auslösen sollte.







Die Deutsche Botschaft war auch sehenswert. Von außen recht ansehnlich.





Man musste ganz um den Block herum gehen, um zum hinteren Garten zu gelangen.



Ein bißchen Spaß muss auch sein.





Und hier das Botschaftsgebäude von hinten mit dem Balkon, auf dem am 30. September 1989 Hans-Dietrich Genscher seine berühmte Rede hielt.



Wen es interessiert, hier zur Erinnerung:



Der höher gelegene Stadtteil erlaubte noch einmal einen Blick über die Dächer von Prag.







Dann sammelten wir uns an dem verabredeten Treffpunkt, um uns wieder von unserem Bus abholen zu lassen.









Bald waren wir zurück im Hotel.



Heute war das Buffet für uns auf der Terrasse angerichtet worden. Also gab es erst einmal etwas zu futtern,







bevor wir es uns an der Feuerstelle gemütlich machten.









Zu fortgeschrittener Stunde durften dann auch Lagerfeuer-Lieder nicht fehlen.



Der nächste Tag wurde wieder mit dem Frühstück eingeläutet.





Heute sollte es wieder auf zwei Rädern auf Tour gehen. Zunächst stand das Tanken an.



Dann zog es uns in den tiefen Osten des Landes.









Klar … auf unbekanntem Terrain darf die Kehrtwende nicht fehlen.





Zwischendurch eine kurze Pause.











Als der Untergrund etwas loser wurde, kamen wir an unser Ziel.







Dieses Denkmal ist eines von mehreren auf den hiesigen Feldern.



Hier in der Nähe der Stadt Hradec Králové, zu Deutsch Königgrätz und vor dem Ort Sadová tobte am 3. Juli 1866 die entscheidende Schlacht im sogenannten "Deutschen Krieg". Dabei ging es zwischen Preußen und Österreich um die Vormachtstellung im Deutschen Reich. An der Seite Österreichs kämpften auch (wieder einmal) die Sachsen. Aber trotz der Überlegenheit von 237.000 zu 221.000 Soldaten, war die Niederlage für Österreich vernichtend. Einer der Gründe für den Sieg Preußens war eine technische Innovation: mit Hilfe des Zündnadelgewehrs, einem sogenannten "Hinterlader", konnte man im Vergleich zu den alten Gewehren, die von vorn geladen wurden und der Soldat dabei stehen oder zumindest knien musste, dreimal so schnell schießen und nachladen (und das geschützt liegend). Zwar war die Reichweite deutlich geringer aber die militärischen Vorteile waren so deutlich, dass sich dieses System nach der Schlacht in allen Ländern durchsetzte.

Interessanterweise ist der Name "Schlacht bei Königgrätz" nicht in allen Sprachen üblich. Manchmal (z. B. in Frankreich) wird das Dorf Sadova als Ortsreferenz verwendet. Obwohl die Franzosen an dem Krieg nicht beteiligt waren, griff schnell die Redewendung "Revanche pour Sadowa" (Rache für Sadowa) um sich. Den Franzosen war schnell klar, dass die sich abzeichnende Reichseinigung Deutschlands einen unüberwindbaren Gegner an seinen Grenzen aufbringen würde. Und in der Tat kam es wenige Jahre später in den Jahren 1870/71 zum letzten Einigungskrieg, dem Deutsch-Französischen, der mit dem Sieg des Norddeutschen Bundes die Gründung des Deutschen Reiches zur Folge hatte. In Versailles wurde am 18. Januar 1871 der preußische König Wilhelm zum ersten Deutschen Kaiser ausgerufen.

Das Denkmal, an dem wir zum Stehen gekommen waren, war genau genommen einem einzelnen Menschen gewidmet:





Die "Heldentat" dieses Offiziers bestand darin, dass er mit seinen Geschützen die Preußen ein paar Minuten länger aufhalten konnte und damit den Rückzug einer anderen Abteilung decken konnte. Dafür wurden seine 52 Mann dann in etwa 10 Minuten von den preußischen Gewehren niedergemäht. Für diese "Leistung" wurde ihm posthum der Maria-Theresien-Orden verliehen und … immerhin … ein Denkmal errichtet. Übrigens: das Geschlecht der "von der Groebens" entstammt eigentlich der Altmark und war ursprünglich preußisch. Der Ort Groeben bei Ludwigsfelde wurde nach ihnen benannt.

Nach ein paar Infos vor Ort



machten wir noch kurz Pause,



bevor wir die Tour fortsetzten.





Nun wollten wieder die Fässer gefüllt werden.



Auch die knurrenden Mägen verlangten nach ihrem Recht. Weil für diese Tour kein Restaurant vorbestellt war, steuerten wir einen Schnell-Burger-Brater an, der in der Lage war, eine 30-köpfige Meute asap zu versorgen.





Nach vollendetem Mahl kurvten wir noch ein wenig durch die Stadt Königgrätz.









Wieder auf freiem Land passierten wir die Stadt "Köln an der Elbe" (Kolin), bevor wir eine Eis-Pause einlegten.











Wieder gen Westen näherten wir uns Prag.





Eigentlich war bei der Planung die Hoffnung, auf einer erhöhten Schnellstraße einen letzten Gruß von Tschechiens Hauptstadt zu erhaschen und flink zur Unterkunft zu kommen. Aber weit gefehlt: die Schnellstraße war keine und der Stadtverkehr erdrückend. So blieb unsere Gruppe nicht zusammen und wir trafen uns erst an der Unterkunft wieder.













Und wer jetzt glaubt, der Tourguide würde dafür künftig in Sack und Asche wandeln, der irrt. Solche Fehler passieren. Und im Nachhinein kluge Ratschläge parat haben, kann jeder. Für solche Situationen ist die Gruppe bestens vorbereitet. Die WarmUps werden u. a. gerade dafür durchgeführt, dass Mitfahrer nicht in Panik geraten, wenn der Kontakt abreißt. Mit den zum Download angebotenen Routen, hat jedes Navi alle erforderlichen Wegpunkte vorrätig (z. B. das Hotel) und mit der Telefonliste können wir uns wider zusammenfinden. Mehr kann man wirklich nicht machen.

So waren am Abend zum Grill-Buffet auch fast alle wieder zusammen.



Erst jetzt stellte sich heraus, dass noch immer ein Mitfahrer fehlte. Aber schließlich traf auch er noch ein und weil das Buffet schon weitgehend geplündert war, bestellten wir ihm eine kalte Platte.

Zeit, sich wieder ans Feuer zu setzen.



Diesmal hatten wir aber für den Rest des Abends keine sehr helle Flamme, denn solche Klötze brennen wirklich schlecht und man entzündet sie auch nicht "von unten". Schade.





Die Reste waren am nächsten Morgen erwartungsgemäß noch vorhanden.





Das Frühstück sollte uns heute für die lange Rückfahrt stärken.





So sammelten wir uns zur Abfahrt



und lichteten die Anker.





Die Helmkamera war wohl noch nicht ganz trocken hinter den Ohren. Sie brauchte eine Weile, bis die Bilder wieder klarer waren. Aber erst einmal hieß es tanken.



Nach Westen und Norden strebten wir das Erzgebirge an.



Auch diesmal wurden wir von Umleitungen und Sperrungen nicht verschont. So legten wir eine kurze Pause an einem mühsam gefundenen Ort ein, der Platz für 25 Motorräder hatte. Dabei konnten wir einen Fahrlehrer mit seinen zwei Zöglingen beobachten, die gerade Ihre Platzrunden drehten.





Jetzt ging es bergauf. In den vielen Ortschaften gab es jede Menge Volksfeste zu Pfingsten.













Hinter Riesa fanden wir unsere heutige Futter-Station.









Mit dem Essen klappte es zügig und für die erstaunlich niedrigen Preise war die Qualität ausgesprochen gut! So konnte es auf den letzten Ritt gehen.





Das Verkehrsglück war uns auch jetzt nicht hold. Nach mehreren Sperrungen, die eine Rückkehr auf die geplante Strecke unmöglich machte, drehten wir zur B101, die uns auf zügigem und mehr oder weniger direktem Weg nach Berlin führen sollte. Bei Luckenwalde legten wir den letzten Tankstopp ein und machten noch den Abstecher nach Dobbrikow, wo wir die Tour endgültig ausklingen ließen.



Nach 1.161 km ging mit dieser Pfingsttour ein Novum zu Ende. Dies war wohl unsere erste "Städte-Reise". Dass dabei ein Tour-Tag einer Stadt-Visite zum Opfer fiel, finde ich persönlich nicht so schlimm. Wir wurden immerhin mit tollen Eindrücken aus einer wunderschönen alten Stadt entschädigt.

Gruß Ron